Als Pablo Picasso am 8. April 1973 mit 91 Jahren starb, besaßen die Wiener Sammlungen kein einziges Ölbild des im 20. Jahrhundert bekanntesten Malers. Erst 1979 kam durch die Sammlung Ludwig eine Leihgabe ins Moderne Museum. Die Druckgrafiken der Albertina sind über die Vermittlung des Kunsthändlers Daniel-Henry Kahnweiler in Wien gelandet, ein zweiter großer Schub an Leihgaben durch die Sammlung Batliner, zuletzt ergänzt durch zwei weitere Stiftungen privater Sammler mit Hauptwerken.
In der Albertina ist es also heute möglich, aus eigenen Beständen zum 50. Todestag des Malers eine Auswahl von 70 Werken zu zeigen, in der Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Keramiken die Breite dieses "Archetyps des modernen Künstlers" (die Kuratoren Klaus Albrecht Schröder und Constanze Malissa) quer durch alle von ihm oft selbst ausgerufenen Stile zu zeigen.

Pablo Picassos Spätwerk (im Bild: "Mittelmeerlandschaft, 1952) wird in der Kunstgeschichte höchst unterschiedlich bewertet.
- © BildrechtFriedenstaube und Bacchanalien

Pablo Picassos "Frau mit grünem Hut" (1947).
- © BildrechtPicasso widmete sich sehr früh als ein quasi Postmoderner dem Arbeiten nach Motiven alter Meister - von Cranach bis Velázquez - und griff auf Themen der Antike zurück. Dabei waren die nackten Körper im utopischen Arkadien wie Bacchanalien wichtige ikonografische Schwerpunkte. Die "Nackte Frau mit Vogel und Flötenspieler" von 1967 ist ein prominentes Beispiel seiner Alterserotik, sehr bekannt ist auch das großformatige Ölgemälde "Mittelmeerlandschaft" von 1952, das jene unbeschwerten Sommermonate mit wechselnden Partnerinnen am Meer widerspiegelt.
Den Frauen in seinem Leben sprach er die Fähigkeit zu, seinen persönlichen Stil zu verändern. Anfangs aber war der Symbolismus für das prominente melancholische Trauerbild der "Schlafenden Trinkerin" 1902 und die Radierung "Das karge Mahl" 1904 ausschlaggebend. Seine Interessen für Afrika und den "Primitivismus" lösten im Trio mit Georges Braque und Juan Gris die zwei Phasen des Kubismus aus. Nicht nur "Töpfe mit Zitrone", Ausschnitt des Schlüsselbilds der "Demoiselles dAvignon" 1907 zeugen für diese wichtige fast abstrakte Phase.

Ein Klassiker der Kunst des 20. Jahrhunderts: Pablo Picassos "Stillleben mit Gitarre" (1942).
- © BildrechtAus der surrealistischen Periode ist das interessante Hauptwerk "Femme, sculptures et vase de fleures" von 1929 vor Kurzem als Leihgabe an die Albertina gegangen das seine neu entflammte Liebe zu Marie-Thérèse Walter in einem Galerieraum dokumentiert.
Zum breiten Themenreigen des Spätwerks kommen zahlreiche Keramiken, die Picasso in der Töpferwerkstatt Madoura in Vallauris schuf, 4.000 gibt es davon, immerhin ein nicht geringer Anteil innerhalb der unglaublichen 50.000 Kunstwerke, die er in seinem langen Leben schaffen konnte.