Wo waren sie nur? Die kaufkräftigen Sammler aus dem Ruhrpott? Während der Art Düsseldorf, die vor der Karwoche über die Bühne ging, wurde von zahlreichen Galeristen das eher maue Verkaufsergebnis mit zwei Fakten argumentiert: Einerseits sei das Datum zu nahe an Ostern und andererseits hätten sich Kunstinteressierte und Sammler bereits nach Salzburg aufgemacht. Sei es zu den Festspielen, aber auch zur Kunstmesse Art & Antique, zu den Ausstellungen in den Galerien und Museen der Mozartstadt. Jedoch wurde vor Ort der (Kauf-)Andrang zur Kunstmesse von den meisten Händlern als zäh beschrieben. Wo verblieben die potenten Kunstkäufer aus Deutschland?
Da lohnt sich ein Blick aus der Residenz zu Galerien und Museen.
Wobei: Für die erste Ausstellung muss die Residenz nicht verlassen werden. Seit 1972 residiert die Galerie Mauroner hier im Untergeschoß. Am Karsamstag eröffnete die Ausstellung "An Intimate Distance", die unaufgeregt zehn Positionen von Künstlerinnen und Künstlern versammelt. Eine überaus feine, schön kombinierte Übersicht mit unterschiedlichsten Positionen: von den ironischen Textilien eines Gilbert Bretterbauers über die eindringlichen Wort-Spiegel-Installationen Andreas Duschas bis hin zur filigranen Malerei Ulrike Köppingers.
Peter Krawagna bei Welz
Bei Thomas Salis regieren die "Modern Masters" - eine bemerkenswerte Zusammenstellung in Museumsqualität von Kleinodien von Jean Dubuffet, Victor Vasarely, Kurt Schwitters oder Serge Poliakoff. Ein Kunstunternehmen, das auf eine (Familien-)Geschichte (1899 als Rahmen- und Vergolderwerkstatt gegründet) von mehr als hundert Jahren verweisen kann, ist die Galerie Welz. Sie zeigt noch bis 19. April Papier- und Leinwandarbeiten des Kärntner Künstlers Peter Krawagna. Eine dichte wie schwungvolle Präsentation des 1937 geborenen Malers, der zu sehr vom heimischen Kunst- und Ausstellungsgeschehen vernachlässigt wird.
Gleich um die Ecke zeigt Sophia Vonier Karo Kuchars "Undercover" - eine lässige, rotzfreche Show der Künstlerin, die geschickt die Möglichkeiten zwischen Malerei, Räumlichkeit und Skulptur auslotet. Besonders die "Malerei" auf Gaze sticht hervor: Die eigenwillig-plastischen malerischen Elemente ergeben sich durch die Übertragung von Verputz, abbröckelnder Wandfarbe oder Tapetenreste mit Bindemittel auf diese durchlässigen Stoffe. Ein einzigartiger Effekt.
Im nachbarschaftlichen Rupertinum kreiert Gunda Gruber mit "Die Geometrie der Nicht-Ordnungen" ihren eigenen, fulminanten Kosmos an der Schnittstelle von Video, Fotografie, Grafik und Architektur. Die vielfältige, kühne Installation "Ctrl+Shift+Z" ist ein absoluter Eyecatcher. Am Mönchsberg im Museum der Moderne eröffnete Anfang April die Ausstellung "Stepping Out!", die einen umfassenden Überblick über die Arbeit zeitgenössischer Künstlerinnen aus China bietet. Hier sind es vor allem die Videoarbeiten, die zu fesseln vermögen. Wie etwa das brillante Video "Whose Utopia?" von Cao Fei, das Mitarbeiter eines Industriebetriebs porträtiert, die unbewegt in die Kamera starren. Oder das Video "Wave" von Tong Wenmin, in dem - von oben gefilmt - ein am Strand liegender Frauenkörper von Wellen in die unmöglichsten Positionen geschubst wird. Teilweise recht hart mitzuverfolgen, trotzdem sehr malerisch-poetisch.
Antony Gormley bei Ropac
Bei Thaddaeus Ropac hat sich der britische Bildhauer Antony Gormley mit dem Ausstellungsort auseinandergesetzt: Die Skulpturen in Gormleys Soloshow "Umwelt" beziehen sich auf die Villa Kast als ehemaliges Wohnhaus aus dem 19. Jahrhundert. Seine ungemein filigran wirkenden Werke zerlegen einerseits den Menschen in seine Grundkonturen, bilden aber andererseits auch raumgreifend seine Umwelt ab. Räume, die individuelle Bewohner der Villa eingenommen haben könnten. Durch die lineare, offene Materialität des verrosteten Bandstahls vermitteln sie Verletzlichkeit und Vergänglichkeit. Jedoch das reale Gewicht der Skulpturen von einigen hundert Kilogramm bestätigt die unmittelbare, unverrückbare Präsenz der Menschen.