Über Nacht kannte ganz Österreich das "Salzfass der Nation": In den Morgenstunden des 11. Mai 2003 wurde die Saliera aus dem Kunsthistorischen Museum (KHM) gestohlen. Es dauerte fast drei Jahre, bis Chefermittler Ernst Geiger und sein Team den Täter präsentieren und das wertvolle Stück zurückgeben konnten. Heute ist das von Benvenuto Cellini geschaffene Prunkgefäß das Herzstück der Kunstkammer im KHM.
Bei dem Werk handelt es sich um die einzige erhaltene gesicherte Goldschmiedearbeit des italienischen Bildhauers (1500-1571). Unbestätigte Schätzungen zum Wert des als eigentlich unschätzbar bewerteten Kunstwerks lagen anlässlich des Diebstahls um die 50 Millionen Euro.
Viel wurde über den Diebstahl und die Motive des Täters spekuliert. Als "besoffene G'schicht" bezeichnete der letztendlich über penible Polizeiarbeit überführte Dieb seine Aktion, die er als Sicherheitsexperte dank der damals laschen Sicherheitsvorkehrungen im KHM problemlos durchzog: Über ein Baugerüst stieg er ein, in weniger als einer Minuten war die Saliera in seinem Besitz. Es wurde zwar Alarm ausgelöst, den drehten die Securitys im Museum aber ab.
Es begann ein Kunstkrimi, der Österreich mehrere Jahre in Atem halten sollte. Bald wurde Kritik am damaligen Direktor Wilfried Seipel und den Sicherheitsvorkehrungen im KHM laut, einen angebotenen Rücktritt lehnte die damals zuständige Ministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) ab. Es folgten gescheiterte Lösegeldforderungen an die Versicherung, drei Jahre lang fehlte jede Spur von der "Saliera", bis die Polizei am 20. Jänner 2006 bekannt gab, im Besitz eines Teils des Kunstwerks - dem abnehmbaren "Dreizack" - zu sein.
Wenig später wurde ein Verdächtiger verhaftet und das beschädigte Salzfass in einem Waldstück im Weinviertel durch dessen Mithilfe gefunden. Der Dieb bekam im Juni 2007 im zweiten Rechtsgang fünf Jahren Haft aufgebrummt und wurde 2008 frühzeitig entlassen. Er meidet seither die Öffentlichkeit. Geiger rollte den Fall für sein Buch "Goldraub" erneut auf und erzählt von Intrigen und Fehlverhalten, die der Kriminalarbeit im Weg standen. Am Donnerstag kehrt der Ermittler im Ruhestand an den Tatort zurück und spricht bei einem Pressetermin mit Seipel über den Fall.