Hasselt.
Wanderer zwischen Welten
Crossover und Interdisziplinarität sind in den vergangenen Jahren zu Schlagworten in den Diskussionen über kreative Schnittstellen avanciert. In immer stärkerem Maße agieren Designer und Künstler als Wanderer zwischen Welten, die bis ins 18. Jahrhundert hinein noch nicht voneinander getrennt waren. Erst die zunehmende Industrialisierung brachte eine strikte Kategorisierung mit sich. Heute erscheinen solche Grenzziehungen überholt. Die Protagonisten unterschiedlichster Kreativsparten lassen sich in immer stärkerem Maße auf die Verflechtungen mit Nachbardisziplinen ein. Das schafft Freiräume für Perspektivenwechsel, in denen sich die funktionale Welt in die der Kunst einbetten lässt.
"Ich finde es sehr angenehm, keinem Bereich mehr direkt zugeordnet werden zu können", meint Christoph Katzler, Wiener Kopf von Numen/For Use. Er bekräftigt damit jene Haltung, die besonders der jüngeren Designergeneration eigen ist. Wie gekonnt er und seine Kollegen das Wechselspiel zwischen Skulptur und Gebrauchsobjekt, zwischen raumgreifender Installation und Innenarchitektur beherrschen, verdeutlichen die in den vergangenen Jahren entstandenen Bühnenbilder der Gruppe. Sensationell etwa ihre All-Over-Spiegelkonstruktion für die Inszenierung Dantes "Inferno" im Madrider Centro Dramatico Nacional 2005. Bühnenraum und -handlung potenzierten sich hier ins Unendliche, während das Publikum das Geschehen durch Spionglas verfolgte.
Installationen mit Tixo
Numen/For Use steht für die Fusion von Benutzbarkeit und Experiment. Vor zwei Jahren realisierte das Team in einem Wiener Dachboden erstmals eine seiner begehbaren Klebeband-Installationen, die auch das Interesse eines ansonsten dezidiert kunstinteressierten Publikums auf sich zog. Drei Arbeitskräfte, 120 Arbeitsstunden, 14480 Meter Klebeband und 180 Euro Produktionskosten lauten die Eckdaten zum Projekt. In jeweils ortsspezifischer Variante rief es auch in Belgrad, Berlin und Frankfurt Begeisterung hervor. In der Kategorie Architektur wurde die Installation für den diesjährigen Brit Insurance Design Award nominiert und ist noch bis zum 7. August im Londoner Design Museum ausgestellt. In der Zwischenzeit haben Numen/For Use aber schon eine weitere Konstruktion zur erweiterten Raumwahrnehmung kreiert. Aus flexiblen Netzen besteht ihre architektonische Intervention, die Boden und Plafond des Kunstzentrums Z33 im belgischen Hasselt verspannt. Spielerisch lösen sich hier die visuellen und räumlichen Grenzen zwischen Oberfläche und Struktur auf. Als eine Art Op-Art-Skulptur lässt sich die Arbeit beschreiben, die vor allem aber erklommen werden will. Denn wie bei den Klebeband-Installationen steht auch hier die physische Involvierung des Publikums im Vordergrund. Bleibt also zu hoffen, dass das Projekt auch in Wien realisiert werden kann.
Bis 2.10.2011