
Gemälde und Grafiken der Moderne verlangen dem Belvedere große Flexibilität in der Frage ihrer Rahmung ab. Oft werden Neuerwerbungen ohne diesen Zwitter aus Schutz und Zierde geliefert. Ganz selten sind, wie im Jugendstil, eigens vom Künstler angepasste Lösungen vorhanden: Franz Matsch und Marc Adrian sind da rare Beispiele.
Wenn aber zwei Werke von Oskar Kokoschka sozusagen außen ohne dastehen, wird der Bilderrahmen zum brisanten Thema. Die Frage einer künstlerischen Lösung für einen neuen "Belvedere-Rahmen" wurde an das Kreativitätspotenzial der Universität für angewandte Kunst und dort an die Industrial-Design-Klasse Paolo Pivas weitergeleitet. 14 Studierende haben unter der Leitung von Marcus Bruckmann über zwei Jahre in 13 Projekten 28 Rahmenvorschläge entwickelt, die jetzt durch eine Jury ausgewählt werden. Ab 21. Februar wird Kokoschkas "Dr. Bassas magische Form" dann nicht mehr bloß so an der Wand hängen, sondern im prämierten Rahmen.
Die Rahmen-Problematik
Die Anforderungen an die "Leiste des 21. Jahrhunderts" wird mehr mit Leistung zu tun haben müssen als vergangene Lösungen: Anfang des 20. Jahrhunderts gab Direktor Franz Martin Haberditzl seinen Namen für einen vergoldeten Profilrahmen her, der dem Haus dann lange als "Corporate Design" diente. Doch nach 1945 waren eher schmale Leisten angesagt, die wie ein Kasten das Gemälde quasi einhausen.
Berühmt ist der "Guggenheimrahmen" - Gerhard Gutrufs "Malkunst" nach Vermeer van Delft führt ihn beispielhaft vor. Aktionistische Maler wie Jackson Pollock bevorzugten die ungerahmte Leinwand, barocke Lösungen in Gold, die noch die Impressionisten zierten, waren völlig out.
Heute sind die Ansprüche vielseitig, deshalb präsentiert die Ausstellung neben den historischen Lösungen vom Mittelalter über Barock, Klassizismus, Jugendstil und Moderne, 27 Werke mit Vorschlägen der Studierenden als Zukunftslösung an der Wand zu Ideenfindung und Skizzen gegenüber. In einer gelungenen Sockelprojektion mit Luftkissen von Christian Ruschitzka und Christian Steiner liegen dazwischen die Prototypen auch für Besucher zum Angreifen und Probieren auf.
"Kokoschka sucht einen Rahmen" gilt zusätzlich für Franz Lerch, Johanna Schidlo, Werner Berg, Rudolf Hoflehner, Alfons Walde, Hans Fronius, Claus Pack, Adolf Frohner und viele andere. Der Rahmen soll Zierde sein, die Konservierung fördern, farblich neutral und in der Breite nicht störend sein. In heutigen Zeiten sollte er zudem nicht viel kosten. Stufungen oder Schrägen können bis zu vier Varianten ermöglichen, davon eine mit Glas. Grafik und Malerei mit variablen Breiten und Ecklösungen zu bedienen, ist die größte Herausforderung, der sich die Studierenden stellten.
Einen dem Haberditzl-Rahmen vergleichbaren Rahmen der Direktion Agnes Husslein-Arco zu finden, ist heute angesichts der komplexen Materie nicht entscheidend. Diskussionen werden die Schau begleiten und sicher noch lauter werden, wenn die Auswahl der Fachjury getroffen ist. Gerade da wird der zaubernde Künstler in Kokoschkas "Dr. Bassas magische Form" uns weiter sein Fingerspiel mit Schattenhäschen an der Wand zeigen - ein Sujet, bei dem ironisch anmutet, er mache sich über sein Gegenüber lustig. Allerdings bleibt zu hoffen, dass im passenden Holz oder Stahlgehäuse diese Geste zu einer der Dankbarkeit für die Initiative des Kurators der Moderne im Belvedere, Harald Krejci, umschlägt. Das wäre dann Magie, bezogen auf ein brisant bleibendes Problem, dem schon 1908 Wilhelm von Bode ein Buch widmete und Ausstellungen wie "In perfect Harmony" des Van Gogh Museums mit dem Wiener Kunstforum 1995 vorangingen.