Das kritische Denken der Moderne seit der Aufklärung versucht, die Personifikationen des Bösen mittels Wissenschaft zu entmystifizieren. Der mit dem Wunsch auf magische Verwandlung des Bildes in reales Geschehen verbundene Naturalismus führte in den monotheistischen Weltreligionen zu einem teilweisen Bildverbot:

Weder der gute Gott selbst noch sein böser Widersacher, der Teufel, dürfen in Judentum und Islam dargestellt werden. Wer sich an den Fall Salman Rushdie erinnert, weiß, dass dies auch für von heiligen Schriften abweichende "Satanische Verse" als poetisches Bild gilt.
Mit Beginn künstlerischer Äußerungen tauchen Wesen in der Höhlenmalerei auf, die als Vorfahren des Teufels in schamanistischen Naturreligionen bezeichnet werden können. Von 18.000 bis über 30.000 vor unserer Zeitrechnung vertreten seltsame Mischlinge zwischen Tier und Mensch die mit Hörnern und Vogelköpfen maskierten Schamanen, aber auch deren negativ listiges Gegenüber, die Trickster. In Lascaux ist ein Schamane in Trance zu sehen, in einer anderen Höhle Zentralfrankreichs (Les Trois Frères) ein tanzender Trickster mit Hirschgeweih. Phänomene wie wilde Wetter, zügellose Sexualität, Tod und Finsternis verbinden sich mit teuflischen Gestalten und Dämonen - im alten Brauchtum sind die den Winter vertreibenden Perchten zottelige dunkle Mischwesen, die mit viel Gekreisch und Kettenrasseln Angst verbreiten. All das teilen sie mit dem Teufel, der den Heiligen Nikolaus als "Krampus" in der Nacht vom 5. zum 6. Dezember begleitet. Rot und Schwarz sind dessen dominante Farben gegenüber dem weißbärtigen, hell gekleideten Bischof von Myra.
Die nächsten Vorfahren des gehörnten, behaarten und neben Schwarz oft in grellen Farben auftretenden Teufels sind die Satyrn im Gefolge des griechischen Gottes Pan - auch hier Mischwesen einer burlesken, dem Ernst des Lebens entgegengesetzten "verkehrten Welt". Im Fasching wird der Dualismus des Eingottglaubens durchbrochen. Die Teufelswesen sind offenbar die durch das intellektuelle Mythologisieren verwandelten Nachfahren der Erd- und Unterweltsgötter, die über das vitale Sexualleben, Geburt und Tod des Menschen verfügten. Diese kamen mit Schlangen aus dem feurigen Erdinneren, in dem schon im alten Ägypten ein Feuersee als spätere Hölle und Heim des Teufels angesiedelt war.
Als Ziegenbock
Der erste Dualismus mit Gott und Teufel als Gegenspieler war der Mazdaismus oder Zoroastrismus mit Gott Ahura Mazda und seinem bösen Feind Ahriman. Die Hebräer des Alten Testaments entwarfen Satan oder Beelzebub, doch das moderne Judentum ab der Diaspora 70 n.u.Z. verpflanzte das Böse zurück in die menschliche Natur - Gott abzubilden ist verboten, der Gegenspieler verschwunden. Christentum und Islam übernehmen den Diabolus, Höllenfürst oder Mephistopheles und bringen ihn auch mit Luzifer, dem gefallenen Engel der Morgenröte, in Einklang. Die ehemaligen Himmelssöhne sind in ihrer Lust auf irdische Frauen und durch andere Laster wie Neid, Trägheit, Verweigerung von göttlichen Befehlen und Stolz in die Tiefe des oft als Drachenmund dargestellten Höllenschlunds der Unterwelt gestürzt worden.

Fürst Pier Francesco Orsini von Viterbo ließ sich 1552 von Pirro Ligorio in Bomarzo einen fantastischen Garten voll Monster und einem begehbaren Höllenmaul bauen, um darin auch nachts an einem Steintisch zu feiern. "Ogni pensiero vola" steht über dem Eingang: Die Gedanken fliegen davon wie die mit dem Teufel verbundenen Fledermäuse. Im Park der Medici in Pratolino steht Luzifer dann ganz persönlich in der Grotta della Gamebrina. Die aufgeklärten Fürsten des Manierismus wollten die Natur und den Teufel nicht mit kirchlichen Augen sehen. Bildlich wird der Teufel ab der Renaissance oft durch den in Rüstung mit Speer auftretenden Erzengel Michael vom Himmel gestürzt oder als Drache besiegt.
Ein wenig Neuplatonismus und Gnosis verpassten schon dem frühen Christentum ab dem 4. Jahrhundert eine Teilung von licht- und luftdurchlässigem Geist der himmlischen Heerscharen und böser Materie der die Hölle bewohnenden Sünder - alles Körperliche wird abgelehnt, Askese, Zölibat und die Identifizierung von Sexualität und Teufelsbegierde sind die Folge für das Mittelalter. Damit ist auch das schreckliche Bündnis Satans als Ziegenbock mit den verhexten Frauen als Bildmetapher eröffnet: Als Teufelsbesessene gelten sie nach Evas "Fall" im Bild des Hexensabbats, gemeinsam mit Juden und anderen fremd erscheinenden Ethnien. Der Drache Leviathan, in den sich der Teufel als Verführer wie in eine Schlange oder schöne Frau mit Bocksbeinen verwandelt, taucht im Mittelalter aus den Tiefen der Prähistorie auf. Zuweilen wird der Drache von Christus oder einem Bischof wie ein Hund an der Leine geführt - das sind ironische Beiwerke der Kirchenpropaganda, die sonst nur mit Angst und Erlösungsversprechen agiert. In jedem Bild des Teufels steckt die psychologische Führung zum rechten Glauben, um von dem Dämon mit seinen Heerscharen an gefallenen Engeln befreit zu werden.