(cai) Die Gebrüder Grimm waren trotzdem keine Frisöre (wie die Gebrüder Bundy). Die können ja nix dafür, dass die Ina Loitzl aus den Märchen lauter Härchen macht. Und über diese Haarzogin aus Bayern, die Karriere als stark behaarte Kaiserin von Österreich gemacht hat, erzählt sie "Hairytales", die sich gewaschen haben (und gelegt und geföhnt).

In föhntastischen Scherenschnitten verherrlicht sie Sissis unerschöpfliche Mähne. Benimmt sich überhaupt wie ein Weibchen. Sie stickt, näht, flicht bis zur Sehnenscheidenentzündung Zöpfe . . . In der Galerie Kro Art erkennt man jedenfalls überall die Hand einer Frau. Die "weibliche" Dekorierwut. In den Lockenperücken, mit denen sich glatte Hunde aufpudeln (Pudel haben die Dauerwelle ja serienmäßig eingebaut), stecken sogar noch die Lockenwickler drin. Jö, die süßen Teller! Oh, pfui, da picken Porträts von Läusen drauf, von diesen Haarfetischisten. Wenn man hier nämlich genauer hinschaut, bemerkt man unter jeder romantischen Spitze das Arsen. Unter dem spießigen Kitsch den boshaften Witz. Kämmen Sie übrigens den? Ruft die Kopflaus: "Rapunzel, lass dein Haar herunter!" Antwortet Rapunzel: "Nur über meine Glatze!" Okay, die Ina Loitzl kann das irgendwie besser.

- © Yantra - Fotolia
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Von ihr stammt immerhin der Horrortrickfilm "Achselzopf". Über Nenas Achselhaare? Die wachsen so unkontrolliert, die lassen sich nur mit einem Zopf bändigen. Wahrscheinlich sind sie von einer mutierten Flasche Alpecin angefallen worden. Von Alpedzilla. Und die langen Würschtln, die an den Wänden hängen? Extensions für die Medusa? Also Riesenschlangen? (Wie pflegt die ihr strapaziertes Haar? Füttert sie es mit Mäusen?) Ein wildes multimediales Sammelsurium. So schön gemein. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann haaren sie noch heute.

Kro Art Contemporary
(Getreidemarkt 15)
"Hairytales", bis 10. Mai
Di. - Fr.: 14 - 19 Uhr
Sa.: 12 - 17 Uhr

Auch Kupfer ist kitzlig

(cai) Es gibt Traumfänger (diese Köder für Alpträume), es gibt Staubfänger (diese verschnörkelten Dinger, die die Hausstaubmilbenallergiker überall hinstellen, Fallen für den Staub, in dem die unliebsamen Milben ja leben), und die geheimnisvollen Objekte von Antonella Zazzera fangen eben das Licht ein wie Monets Heuhaufen. (Verdammt! Das mit dem Lichteinfangen, das hätt’ ich nicht schreiben sollen. Jetzt beginnt’s in meinem Kopf zu singen: "Fang das Licht von einem Tag voll Sonnenschein, halt es fest, schließ es in deinem Herzen ein . . .")

Das Rezept scheint ziemlich einfach zu sein. Man verdichte Kupferdraht zu schlichten Formen (am besten zu dynamisch verzogenen Vierecken) und hänge diese dicken Matten entweder gleich so auf oder rolle sie vorher noch ein bissl ein wie einen Wrap. Das vielschichtige Drahtgekritzel sieht freilich überhaupt nicht chaotisch aus, sondern (". . . heb es auf . . .") unglaublich raffiniert. Geradezu unergründlich. Und dann dieser mystische Schimmer, der malerisch drüberhuscht und das Metall beseelt, es zum Glänzen bringt wie eine Werbung für Haarcolorationen. Existiert auch ein abstrakter Impressionismus? Faszinierende Ikonen der Engelsgeduld. Es ist nämlich eine Heidenarbeit, so einen Lichtfänger herzustellen. ("Und wenn du einmal traurig bist, dann vergiss nicht, dass irgendwo noch Sonne ist.") Aha, Stimmungsaufheller sind das. Die Sonne lacht (womöglich über ihre eigenen Witze), aber Kupfer, das vom Licht gekitzelt wird, lächelt. Danke, Karel und Darinka, ihr könnt’s nun aufhören. (Bitte!!!)

Galerie Frey
(Gluckgasse 3)
Antonella Zazzera, bis 28. April
Mo. - Fr.: 11 - 18.30 Uhr
Sa.: 11 - 16 Uhr