Hildegard Joos ist eine Pionierin der Abstraktion in Österreich: "Balance" (um 1973). - © Bildrecht, Wien
Hildegard Joos ist eine Pionierin der Abstraktion in Österreich: "Balance" (um 1973). - © Bildrecht, Wien

Mit Christa Hauer (1925-2013), Hildegard Joos (1909-2005) und Susanne Wenger (1915-2009) werden drei außergewöhnliche Künstlerinnen mit einer Schau im Landesmuseum von St. Pölten geehrt. Sie haben nicht nur besondere Kunstwerke hinterlassen, sondern wichtige Akzente in der Kunstpolitik gesetzt, internationale Tendenzen nach 1945 zurück nach Österreich geholt und weit über ihr Land hinaus gewirkt. Kuratorin Alexandra Schantl versammelt zu den Schlüsselwerken dieser Ausnahmen von der Regel geschlechtstypischen Verhaltens auch Dokumente über die Tätigkeit der Künstlerinnen im In- und Ausland. Alle drei studierten in der Zeit des Nationalsozialismus an der Akademie und haben sich von dessen Kunstdoktrin distanziert. Sehr bald nach 1945 verließen sie Wien.

Fort aus Wien


Christa Hauer zog es in die USA, wo sie als Grafikerin in einem Studio Arbeit fand und mit besonderem Kartendesign gesellschaftliche Akzeptanz bis hin zum Angebot der Einbürgerung erlangte. Ihre konstruktiv abstrakten Bilder zeigte sie auf Street-Art-Fairs in Chicago. Sie kehrte wegen ihrer großen Liebe, Johann Fruhmann, nach Wien zurück. Der Vater stellte den Malern ein Atelier zur Verfügung und ermöglichte 1960 die Eröffnung der Galerie im Griechenbeisl, in der sie Avantgardekünstler der sechziger Jahre versammelten.

Hauer folgte einem offenen Konzept mit Akzenten in Richtung Abstraktion, Skulptur und neue Medien. Sie organisierte Bildhauersymposien in St. Margarethen im Burgenland. 1971 kaufte sie Schloss Lengenfeld, organisierte dort Kunstevents und malte wieder. Mit Hildegard Joos gründete sie die Frauenkooperative IntAkt, die ihren Treffpunkt über dem Griechenbeisl hatte, später wurde sie Präsidentin des Berufsverbands bildender Künstler und Organisatorin und Kuratorin auf internationaler Ebene.

Hildegard Joos ging nach ihrem Studium und einer Personale in der Secession als eine der ersten Künstlerinnen 1959 für Jahrzehnte nach Paris. Dort traf sie ihren Lebenspartner, den Schweizer Philosophen Harald Schenker (später: Harold Joos), der sie in die Ideen der konkreten Kunst einführte. Sie stellte international aus, gründete 1975 mit dem Wiener Kunsthistoriker und Sammler Dieter Bogner den Verein "Exakte Tendenzen" und kurze Zeit später mit Hauer die IntAkt. Später kehrte sie mit Harold nach Wien zurück und verschaffte der konstruktiv-abstrakten Richtung in Wien ein internationales Ansehen. Ab 1982 trugen ihre Serien "Narrativer Geometrismen" nur noch die Doppelsignatur "H + H Joos".

Priesterin in Afrika


Susanne Wenger studierte nach der Kunstgewerbeschule Graz und der Graphischen an der Wiener Akademie bei Ferdinand Andri und Herbert Boeckl. Sie war in Kontakt mit dem Widerstand und versteckte verfolgte Künstler. Nach Arbeit als Illustratorin und der Gründung des Art-Clubs 1947 mit Maria Biljan-Bilger oder Greta Freist ging sie nach Italien und in die Schweiz, gehörte gemeinsam mit Paul Klee, dem Ehepaar Arp und Piet Mondrian einer Künstlergruppe um die Galerie Hansegger an, bevor sie 1949 nach Paris wechselte. Dort begegnete sie dem Sprachforscher Ulli Beier und verließ Europa 1950 Richtung Afrika. Die Künstlerin wendete sich der traditionellen Religion der Yorùbá zu, wurde als Schamanin eingeweiht und restaurierte im Wissen um die autochthonen Naturmythen durch den Kolonialismus zerstörte Schreine.

Ihr Lebenswerk ist der komplexe "Heilige Hain von Oshogbo", wo sie als eingeweihte Priesterin eines weiblichen Erdmutterkults ab 1958 mit einheimischen Kunsthandwerkern eine Archiskulptur enormen Ausmaßes schuf, die 2005 von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Wenger mischte ihre europäischen Wurzeln archetypischer Prägung durch Carl Gustav Jung mit traditionellem afrikanischem Wissen, was heute von ihren Schülern, der Sacred-Art-Gruppe, weitergeführt wird. Der Ort, zwischen Heiligtum und Touristenmagnet, beherbergt seit 2009 auch das Grab dieser ersten Vertreterin globaler Kunst.

Ausstellung

Ausnahmefrauen. Christa Hauer, Hildegard Joos, Susanne Wenger

Alexandra Schantl (Kuratorin)

Landesmuseum

Bis 12. Oktober 2014