
Positiver Wandel und Nachhaltigkeit: Die beiden Begriffe bilden das Mantra von MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein seit seinem Amtsantritt im Jahr 2012. Rüttelte Peter Noever das Museum einst aus dem Dornröschenschlaf, indem er es vor allem als spannenden Ort für die bildende Kunst positionierte, kehrt sein Nachfolger in Zeiten eines mittlerweile an Kunstinstitutionen enorm gewachsenen Wiens verstärkt zu den Kernkompetenzen eines Museums für angewandte Kunst zurück.
Nun, zum 150. Geburtstag jener Institution, die am 12. Mai 1864 als Vorbildersammlung für Künstler, Industrielle und Publikum sowie als Aus- und Weiterbildungsstätte für Entwerfer und Handwerker aus der Taufe gehoben wurde, schlägt das Haus mit der Neustrukturierung der ehemaligen Studiensammlung ein neues Kapitel auf. Was sich einst in einer starr voneinander getrennten, materialspezifischen Ordnung präsentierte, wird nun unter dem Namen "MAK Design Labor" als flexibler, disziplinenübergreifender Themenparcours erlebbar. Das Ausstellungsdisplay wurde vom Designbüro EOOS und dem daraus hervorgegangenen Institute of Design Research (IDRV) geschaffen. Der Nachhaltigkeitsmission eines zeitgenössischen Designbegriffs folgend, werden die Besucher anhand von Fragen durch die knapp 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche geführt: "Wie produzieren wir in Zukunft?", heißt es an einer Stelle, "Macht mich Konsum glücklich?" oder "Wie definiere ich Wohlstand?" anderswo.
Design mit Verantwortung
Dass Design längst mit sozialer Verantwortung zu tun hat, wird hier vielfach suggeriert. Der Einstieg in die Thematik erfolgt über unterschiedliche Produktionsweisen, industrielle und alternative ebenso wie künstlerische. Prototypische Do-it-yourself-Haushaltsgeräte im 3D-Druck (Jesse Howards) treffen da auf eine solarbetriebene Produktionsvorrichtung für Kleinmöbel (misscher’traxler) sowie auf Vorzeige-Exemplare des Österreichischen Industriedesigns, darunter Ernst W. Beraneks "Automatic Toastgrill" aus dem Jahr 1967. Daneben Werke von Franz West, Birgit Jürgenssen, Gerwald Rockenschaub und vielen anderen, die das Spannungsverhältnis von Material, Verarbeitung und Ästhetik verhandeln. Das Interdisziplinäre grundiert auch die anderen Themenbereiche des Labors: Im Kapitel Kochen blickt man in ein Herzstück der Sammlung - Margarete Schütte-Lihotzkys "Frankfurter Küche" (1926). Aber auch eine Puppenküche aus dem 19. Jahrhundert und eine von Daniel
Spoerris Küchenutensil-Assemblagen sind hier ausgestellt. Daran anschließend wird eine kleine Kulturgeschichte vom "Essen und Trinken" erzählt. Nicht von jeher hatte der Esstisch seinen festen Platz im Raum - Dinieren im Mittelalter setzte das Mitbringen des eigenen Bestecks voraus.
Ein Erlebnisunterricht
Objekte müssen zuallererst sinnlich erlebbar sein, und die Präsentation trägt dem vollends Rechnung. Die Exponate müssen aber auch etwas erzählen. Denn als dingliche Zeitzeugen ermöglichen sie es dem Betrachter, Zusammenhänge zu begreifen. Diesen Anspruch lösen neben den Sonderbereichen "Hoffmann Geometrisch" und dem "Helmut Lang Archiv" auch die anderen Laborabteilungen ein. Das "Sitzen", das "Schützen und Schmücken", das "Ornament", das "Sammeln", das "Kommunizieren" und "Transportieren" zeigen sich hier in epochenübergreifenden und facettenreichen Funktionszusammenhängen. Ein Erlebnisunterricht, für den man gerne wiederkehrt.
Ausstellung
MAK Design Labor
Dauerausstellung, MAK
Am Samstag findet ab 10 Uhr ein Fest zum 150-Jahr-Jubiläum statt.
Informationen unter www.mak.at