Der Maler Hermann Bayer (1936-2012) ist nicht verwandt mit dem Bauhäusler Herbert Bayer, trotzdem wurden beide schon in Museumsausstellungen verwechselt. Nach einem Studium an der Graphischen in Wien kam er als Lehrbeauftragter an die Angewandte und setzte sich mit Formfragen abstrakter Malerei und Elementen der Pop-Art auseinander. Zu englischen Einflüssen kombiniert er eine Portion Postmoderne, die an Kompositionen Sigmar Polkes erinnert. 1970 hatte Bayer eine Personale in der Secession, seine räumlichen Experimente zwischen Konstruktion und teils illusionistisch gesetztem Farbfleck sind heute wieder für junge Positionen interessant, und das nicht nur in der Malerei.

Wenige Sammler und seine Witwe hüten ein weitgehend unbekanntes Werk, die 25 Gemälde in der Schau "Zufallsbekanntschaft" im ersten Untergeschoß des 21er Hauses lieh Kurator Harald Krejci vorwiegend aus einer Privatsammlung in Liechtenstein. Der frühere Assistent von Franz West, Roland Kollnitz (geboren 1972), ist nach Personalen in der Secession und im Mumok mittlerweile international gefragt durch seine Installationen, die zwischen Werkstatt, Display - in dem Fall für Bayers Gemälde wie auch für die Skulpturen Fritz Wotrubas - und Architekturintervention jonglieren. Für die spielerische Note hängt eine Clownmaske auf einer Stange und steckt ein Titel gebendes Schokoladepapier in Utensilien seines präsentierten Arbeitstischs. Aber auch ein nicht montierter Holzkakadu und zwei an einem Stil montierte Paletten durchbrechen die minimalistische Setzung und Tageslichthelle durch Neonröhren.

Ganz aktuell schafft Kollnitz einen Diskurs mit der Malerei, der Skulptur und daneben mit der Architektur des Hauses, ganz klar sind auch seine Aufforderungen an die Betrachter. Er öffnet die Schau zu den Höfen, wobei er vorne mit Wortrubas früher Steinskulptur "Liegende Figur" und dem Spätwerk eines "Stehenden" (aus Bronze) auch die Fragen des Materials vernetzt.

Generationen-Dialog

Er setzt eine poetische Geste im Sinn heutiger Intention im Umgang mit Materialien und der Setzung von Stilelementen: Die Alu-
stange am Boden verbindet nicht nur die Objekte, sie kann auch als Stab zum Balancieren von Besuchern genutzt werden. In der offen zu haltenden Glastüre zum Hof steckt sein Holzklotz und hängt ein Bambusstab. Der Blick ins Wotrubazentrum ist durch Öffnen der Fensterfronten und Nutzung des Innenhofumgangs, sowie Platzierung eigener Werke in Nachbarschaft des Bildhauer-Altmeisters, auch eine Durchbrechung der inhaltlichen Raumtrennungen im 21er Haus.

Das Display für die Gemälde Bayers im Ausstellungsraum selbst funktioniert ähnlich dem im Vorhof: Über blaue Ständer gelegte Bretter in Gelb bilden eine Diagonale und sind hier zum Sitzen für Publikum und Aufsichtspersonal gedacht. Eine weitere Arbeitsvorrichtung hält fünf Gemälde Bayers in Schräge. Hier kommt der performative Aspekt der jungen Generation mit herein - wie schon Erwin Wurm vor Jahren in seiner hiesigen Schau Flipper-Geräte für Benützung durch die Aufsicht aufstellte, gibt Kollnitz Handlungsanweisungen zu deren und der allgemeinen Animation. Natürlich ist er in der interaktiven Schau "Franz West - Artistclub" im Erdgeschoß auch vertreten. Anders als in den poetischen Positionen in der Kunsthalle oder in "Poetiken des Materials" im Leopold Museum funktioniert hier das Aufeinandertreffen verschiedener Generationen gut. Das "Alte" bekommt seine Auffrischung, das Spiel zwischen optischer Flächenkunst und haptischen Objekten funktioniert durch das gemeinsame Raumthema. Da spielt es dann kaum mehr eine Rolle, dass Gemeinsames zwischen Bayer und Kollnitz wie das Alter, in dem beide ihre Secessionsausstellung bekamen, in Zahlen zu finden sind. Es ist eine Zufalls- und keine Wahlverwandtschaft nach Intention des Kurators.