
Wo die Bäume
einkaufen gehen
(cai) Moment, soll man Eichen nicht weichen? Nur, wenn’s blitzt und donnert. Und selbst dann kann man sich in die Galerie Gans getrost reintrauen. Das Gewitter ist ja meistens draußen. Und drinnen herrscht definitiv schönes Wetter. (Auf den Bildern vom Martin Veigl scheint jedenfalls durchwegs die Sonne.) Buchen kann man hier ebenfalls suchen, aber finden wird man höchstens noch Linden.
Ein Maler, der in Wien virtuos mit Ölfarben werkt, und zwei aus Hamburg, die detailverliebt ins Holz schneiden, finden lose unter dem Titel "urban life" zusammen. (Nicht, dass Malerei nicht auch Holz enthalten würde. Hallo? Der Keilrahmen und der Pinselstiel? Und die Holzskulpturen sind bunt bemalt.) Das Leben in der Stadt also. Wobei: Von der Straße hat Ernst Groß die skurrilen Szenen, die er aus Eichenholz schnitzt, bestimmt nicht. Wer würde denn mit einem Porsche einen Gorilla transportieren? Oder Schneemänner ("save the snow")? Wer würde an einem Sportwagen überhaupt einen Anhänger montieren? Witzige, surreale Einfälle. Sehr real kommen einem dagegen Kristina Fiands "Edekafrauen" aus Lindenholz vor. (Aha, beim Edeka gehen die Bäume einkaufen.) In der einen Hand das Einkaufssackerl, in der andern: Gugelhupf, Fenchel, Mozartkugeln . . . Okay, das Rotkehlchen auf der Schulter ist ungewöhnlich. Trotz der ikonischen Strenge (als würden sie an der Ampel warten) sind das lauter individuelle Charakterstudien. Das ist nicht "die Konsumentin".
Und Martin Veigls Bilder sind sowieso nach wahren Begebenheiten gemalt. Flüchtige Alltagsszenen. Fragmente davon. Die Passanten lösen sich im öffentlichen Raum auf. Rasant wechseln gegenständliche und reine Malerei, greifen die Bildebenen ineinander. Ganz schön spannend.
Galerie Gans
(Kirchberggasse 4)
"urban life", bis 29. April
Di. - Fr.: 12 - 18 Uhr
Sa.: 12 - 15 Uhr
Jenseits von
Gut und Blabla
(cai) Jetzt muss man sogar schon abstrakte Bilder verstehen. Was sie genau ausdrücken sollen, das steht aber wenigstens eh drauf. "Dieses Bild visualisiert blabla, dass es außerhalb der Textualität nichts Äußeres mehr gibt . . ." Und dann noch irgendwas mit einem "Signifikanten". Äh, ist das Magrittes "Dies ist keine Pfeife" für Fortgeschrittene? (Nämlich ohne Pfeife.)