
Yoko Ono gab 1961 im Winter die Handlungsanweisung aus, eine Woche zu lachen. Kunstwerke konnten für sie vom Besucher erzeugt werden, ins Wasser getaucht, genagelt und in den Wind gestreut werden. 1963 verordnete sie dann, sich zu umarmen, zu tanzen und ihr Buch mit vielen künstlerischen Anleitungen nach dem Lesen zu verbrennen.
Sentimentale Erinnerungen
Aktuelle "Instructions for Happiness" im 21er Haus könnten bis November einige sentimentale Erinnerungen auslösen. Nicht nur an die Kunst von Ono oder Louise Bourgeois, die in einer Schau der Kunsthalle 2011 alle aufforderte: "Stop and smile at a stranger". Auch über die Musik kommt Nostalgie auf mit Elvis Presleys etwas anderer Version von "Are you lonesome tonight?" - Salvatore Viviano lässt Besucher auf einem Lehnstuhl Platz nehmen und nach einer Anweisung an der Wand über das Alleinsein nachdenken. Elvis lacht darin haltlos über eine seiner Backgroundsängerinnen, er kann nicht richtig singen, seine Reaktion treibt den traurigen Inhalt des Liedes ins Absurde.
Glücklichsein ist in den Weltreligionen irdisch nicht vorgesehen, doch in der amerikanischen Verfassung eingeschrieben und seit Aristoteles, Epikur und anderen griechischen Philosophen ständige Herausforderung - vor allem ist das Glücksgefühl individuell und tritt auch im Kunstgenuss meist unvorhergesehen auf. Das macht es einer Schau darüber schwer, positiv angenommen zu werden, auch wenn bereits erste Tongefäße nach Anleitung von Barbara Kapusta vom Publikum geformt wurden. Von manchen Besuchern könnte Kartenhausbauen und wieder Zerstören, wie Anne-Sophie Berger vorschlägt, als glücklicher Zeitvertreib empfunden werden. Auch beim Umarmen und Tanzen, beim Auf-den-Hintern-Greifen, Die-Augen-Schließen, Eine-Geschichte-Erzählen, wie es Christian Falsnaes wörtlich von der Decke empfiehlt, stehen die Chancen auf positive Emotionen gut. Wenn ein Koch und ein Installateur sich am Foto von Simon Dybbroe Møller umarmen, sollen wir etwas weiter an den Einklang denken, der von funktionierender Verdauung ausgeht, oder bei Rallou Panagiotous Koffer mit Medusenmaske Kopfreisen in die Kindheit antreten.
Neben dem spielerischen Lachen, das Anna Witt für ein Video über eine Stunde Businessleuten verordnet hat, will Jannis Varelas, dass Betrachter Raum und Kunst verlassen, und warnt Hans Schabus mit einer Feder unter einem Ziegelfragment: Das Glück ist ein (leicht zu erschlagendes) Vogerl.
Der Hafen als Glücksort
Im Vorhof der Schau - schon von außen zu sehen - sprechen sieben Eisenpoller für Schiffe ein sehr ernstes Wort mit den Glücksuchern in der Kunst. Socratis Socratous aus Zypern macht den Hafen als Glücksort für ankommenden Migranten zum Blickpunkt von "Thank God I’am getting on a boat". Schon hier löst der kritische Unterton das Glücklichsein ab, penetrant wird es mit den hunderten Lebensratgebern aus dem Internet zum Runterladen vom Kunstspeicherstick Angelo Plessas und auch Marua Sagadin lässt über den Betonlippenstift auf Terra-Cotta-Panna-Cotta-Objekt nur Kritik an oberflächlichen Gesellschaftsspielen aufkommen.
So wenden sich Besucher vielleicht lieber einem Ausgang in den Skulpturengarten zu, denn im Grünen neben Wasserbecken sind mit den bekannten Bronzegruppen von Altmeister Fritz Wotruba aus der Gründungsphase des Museumsbaus die kritischen Töne der jungen Kunst fern. Das Nachdenken zu Fragen zwischen figürlich und abstrakt lässt uns im Hafen der Kunstgeschichte abschweifen von den ernsten Problemen, die zuletzt auch die Documenta zwischen Athen und Kassel dominierten. Das bleibende Schweben durch Absurdes und Ironie von Handlungsanweisungen kann aber zurück zu Medusenhaupt und abschreckender Funktion der Kunst führen. Dann hätte dieser Gegensatz unverhofft zum Glück erleichternder Selbsterkenntnis geführt.
Ausstellung
Instructions for Happiness
21er Haus
Bis 5. November