
Miami Beach. Da war schon Wehmut zu vernehmen. Als der Direktor der Art Basel, Marc Spiegler, in seinem Statement zur der Eröffnung der 16. Ausgabe der Kunstmesse in Miami Beach auf die Lage von Galerien rund um den Globus zu sprechen kam, schien seine Stimme zu zittern: Es sei ein unübersehbares Zeichen unserer unsicheren Zeiten, dass immer mehr kleinere und mittlere Galerien zusperren müssten.
Der finanzielle Druck durch Miete, Arbeitsaufwand, Betreuung von Sammlern, Künstlern und Ausstellungsorganisation ist in den vergangenen Jahren in jeder Metropole gestiegen. Der Aufwand stand bei vielen Galeristen - trotz Idealismus und Hang zur Selbstausbeutung - in keinem Verhältnis zum realen und potenziellen Verdienst. Die Chancen von mittelgroßen Galerien, im Konkurrenzkampf gegen Auktionshäuser und den weltweit agierenden Mega-Galerien-Holdings gewinnbringend zu reüssieren, werden immer kleiner. Dabei hat gerade die Mitte über Jahrzehnte enorm wichtige Arbeit geleistet in der Entdeckung und Förderung von jungen Künstlerinnen und Künstlern, indem sie ihnen die ersten Ausstellungen und Kataloge ermöglicht hat.
Weniger Sammler auf Reisen
Der Verlust dieser mittelgroßen Galerien wirft eine entscheidende Frage auf: Auf welche Ressourcen können die Künstler, immerhin die Hauptdarsteller des Kunstmarkts, künftig noch zurückgreifen, wenn die Kulturlandschaft zu erodieren droht? Marc Spiegler sprach die Gefahren direkt an: Einerseits wisse er aus seiner Erfahrung, was Galerien an Kreativität und Basisarbeit für den Kunstbetrieb geleistet haben, sagte er. Andererseits würden die Art Basel und andere Kunstmessen durch das Zusperren der Mitte Kundenpotenzial verlieren.
Kunstmessen zu organisieren, wo nur mehr teure und exklusive Werke bei quasi Galerien-Monopolen und Secondary-Art-Market-Dealern zu sehen sind, erhöht nicht gerade die Attraktivität solcher Präsentationen bei reisefreudigen Sammlern mit Entdeckergeist. Daher ist es auch mit Vorsicht zu genießen, wenn Spiegler die besondere Bedeutung von Kunstmessen für junge Galerien zu unterstreichen versucht.
Es mag stimmen, dass internationale Messen eine bedeutende Plattform für aufstrebende Galerien darstellen. Einen Ort, der es ihnen ermöglicht, ihr Künstlerportfolio einem breiten Publikum vorzustellen - und wo es im Idealfall möglich ist, Werke zu verkaufen. Nota bene im Idealfall: Denn der Trend, dass Galerien so bald wie möglich nach der Eröffnung auf internationalen Messen präsent sind, hat bei vielen immense Löcher in die Budgetplanung gerissen. Sehr oft erwiesen sich die blumigen Versprechen der anwerbenden Messe-Scouts als Talmi.