Wien. Jähren sich Todestage berühmter Persönlichkeiten, steht die Frage im Raum: Wie wandelt man auf dem schmalen Grat zwischen Würdigung und Morbidität, ohne in Letztere abzurutschen? Von einem Jubiläum zu sprechen, hinterlässt zweifelsohne bitteren Beigeschmack. Hätte Falco vergangenes Jahr am 19. Februar noch seinen 60er zelebriert, gibt sein 20. Todestag am 6. Februar wohl kaum Grund zum Feiern. Gerade dieses Datum ist für Österreich gleich doppelt tragisch: Auch Gustav Klimts Ableben jährt sich an diesem Tag - zum 100. Mal. Ein Zufall? Selbstverständlich. Aber die Tatsache, dass zwei derart prägende Künstler sich dieses Datum teilen, kurbelt die Fantasie an: Lässt sich nicht vielleicht doch die eine oder andere Gemeinsamkeit konstruieren?

Der eine Hauptprotagonist des Jugendstils, der andere schillernder Pop-Pionier, wäre es wohl selbst dem flammendsten Verschwörungstheoretiker zu weit hergeholt, werkstechnische Parallelen zu ziehen. Doch außer Frage steht, dass beide Künstler auf ihrem Gebiet unorthodoxe Vorreiterrollen einnahmen. Der Jugendstil - und damit Klimt als seine Galionsfigur - brach zur Jahrhundertwende mit der historischen Kunst und damit auf zu neuen formalen Ufern: Ornamente und dekorative Linien lösten die traditionellen Gestaltungsformen ab. Einige Jahrzehnte später krempelte Hans Hölzel als Falco auch die Musikwelt unwiederbringlich um. Sein nasaler Sprechgesang in "Kommissar" gilt heute als erster deutschsprachiger Rap.
Egal ob Popstar oder Pinsel-Prophet - dass großes Schaffen nicht von ungefähr kommt, ist bei beiden Künstlern evident. Sowohl Klimt als auch Falco galten als Perfektionisten. Besonders die Akribie des Ersteren geistert durch die Anekdoten-Bände: Die Plattform austria.info schildert etwa, wie Klimt ganze drei Jahre am Bild der Baroness Elisabeth Bachofen-Echt arbeitete, bevor sie es ihm schließlich vor lauter Ungeduld entriss. Und auch die Falco-Privatstiftung schreibt vom "unüberwindlichen Drang zum Perfektionismus" des Falken.
Ein Faible für die Frauen
So weit, so künstlerisch parallel. Weiter aber doch lieber nicht. Denn natürlich wäre es ein handfester Fleck im Geschichte-Zeugnis, würde man nun auch noch behaupten, in Klimts weiblichen Protagonistinnen etwa einen Anklang an Falcos tragisch-bejaulte Jeanny-Figur zu finden. Dass die Damenwelt aber auch privat keine unwesentliche Rolle spielte, könnten beide nur schwer bestreiten. Auf der einen Seite war der von der Öffentlichkeit zurückgezogen lebende Klimt zwar der wesentlich weniger dokumentierte Liebäugler, doch bis heute munkelt man über bis zu 14 Kinder von unterschiedlichen Müttern. Offiziell ist allerdings die Rede von sechs Nachkommen mit drei verschiedenen Frauen - auch schon ein ausreichend deutliches Zeichen eines regen Privatlebens.