Krieg hinterlässt Spuren in der Gesellschaft und den Menschen. Ein Thema, das oft von der Kunst aufgegriffen und kritisch bearbeitet wird. Doch was passiert, wenn das Kunstgeschäft mit den Förderern des Krieges verwobenen ist? Wenn die Förderer der Kunst selbst in Konflikte involviert sind? Diese Frage stellt sich die Ausstellung "Krieg kuratieren", die am Samstag im Rahmen des Festivals Wienwoche in der Dessous Galerie eröffnet. Die Kuratorin Ezgi Erol spricht von einem politischen Ausstellungsformat: "Dabei werden künstlerische Werke in soziale, politische und ökonomische Verhältnisse eingebettet und Zusammenhänge aufgezeigt".

So führt ein Vortrag der Künstlerin Hito Steyerl vor Augen, dass der Hauptsponsor der 13. Istanbul Biennale sein Geld mit Waffengeschäften verdient. Parallel zeigt Steyerl auf einem zweiten Monitor, wie sie diesem Zusammenhang auf die Spur gekommen ist. Sie besuchte den Ort Çatak in der türkischen Provinz Van, wo 1998 über 30 Kämpfer der kurdischen Organisation PKK hingerichtet wurden. Eine schlichte, dort gefundene Patronenhülse bringt sie auf die Spur der Waffenproduzenten, die heute großzügig Kunst in der Türkei unterstützen.

Auch Ana Hoffners Arbeit greift das Thema auf und wirft einen Blick in die Wohnräume der Kunstsammlerin Francesca von Habsburg, die als Erbin der Thyssen-Familie auch die Stiftung "Thyssen-Bornemisza Art Contemporary" gegründet hat. In Kontrast dazu wird die Diskussion um die Beteiligung des Unternehmens ThyssenKrupp am Waffengeschäft gestellt. Denn Habsburg verdankt ihre Erbschaft und damit ihre Sammlung der Firma, die nicht nur eine unrühmliche Rolle im Zweiten Weltkrieg gespielt hat, sondern noch heute etwa U-Boot-Bauteile an die Waffenindustrie liefert. Einfach und plakativ zeigen hingegen Andreas Siekmann und Alice Creischers das Verhältnis zwischen Minenproduzenten und deren Opfern.

Laut Kuratorin Ezgi Erol zieht sich noch ein zweiter Strang durch die Ausstellung, der das Verhältnis von Kunst und Krieg erforscht: "Es geht auch darum, wie Kunst soziales und kulturelles Gedächtnis formt."

Krieg aufarbeiten

So will eine Installation von Songül Sönmez die Ereignisse in der Türkei in den Jahren 2015 und 2016 während einer Ausgangssperre für Kurden aufarbeiten. In durchsichtigen Röhren hängen gespenstische Zöpfe. Sie weisen auf fünf Frauen hin, die während des Ausgangsverbots umgebracht wurden. In ihre Geschichten kann mit Kopfhörern tiefer eingetaucht werden. Auch Ihsan Oturmark setzt sich mit den Ausgangssperren für Kurden auseinander, indem er eine betroffene Stadt malt und sich auf die Darstellung der Dächer fokussiert. In dieser Utopie können sich Menschen auf Dächern bewegen, weil das Gehen auf den Straßen untersagt ist.

Die Verstrickung von Kunst- und Rüstungsgeschäft und die Aufarbeitung von kriegerischen Situationen durch Kunst sind zwei verschiedene Aspekte, welche die Ausstellung behandelt. Die beiden Stränge werden jedoch nicht immer zusammengeführt. Auch wenn beide Themen unter dem Verhältnis zwischen Krieg und Kunst zusammengefasst werden können, fehlt manchmal der Bezug des einen auf das andere. Zusätzlich zur Schau gibt es ein Begleitprogramm mit Führungen, Diskussionen und einer Filmvorführung.

Ausstellung

Krieg kuratieren

Dessous Galerie, bis 23. September

Anton Scharff Gasse 4, 1120 Wien