(cai) Okay, ich hab’s kapiert: Highheels sind dasselbe wie ein Geweih. Imponierwaffen. Aber muss die Elvira Rajek deswegen gleich ein Meerschweinchen wie einen Schuh aushöhlen und den Hintern von der armen Kreatur mit einem Stückerl Geweih hochhieven wie die Ferse einer Frau?

Ein "kapitaler Bock": So schaut er also aus (laut Manuel Gras). Sein Geweih zackt sich wie die Aktienkurven. - © Manuel Gras
Ein "kapitaler Bock": So schaut er also aus (laut Manuel Gras). Sein Geweih zackt sich wie die Aktienkurven. - © Manuel Gras

Das fällt ja schon unter perverse Grausamkeit. Ach, alles hat sowieso ein Ende, nur die Wurscht hat zwei. Und der Hirsch oft sogar zwölf. (Ein Zwölfender.) Verenden tut er trotzdem bloß einmal. Ein Würschtl kann man ja auch nicht zweimal essen. Und Meerschweinchen kam eh keins zu Schaden. Für den "erlegten Schuh" wurden doch andre putzige Viecherln geschlachtet. Und warum hat die ausgestopfte Katze von der Deborah Sengl ein Mäusekostüm an? Weil sie mausetot ist? Nein, weil das immer noch besser ausschaut, als auf eine Maus ein Blattl Käse zu legen. (Die Jägerin tarnt sich als ihre eigene Beute.) Überhaupt ein wildes Sammelsurium. Jagdtrophäen und Einschusslöcher. Gut, das eigene Werk als Schießscheibe zu benutzen, das machen die Schweizer auch. Mit ihrem Käse. Wie kämen da sonst die Löcher rein? (Heißt die Ausstellung deshalb "Halali - Die Jagd nach dem Eidgenössischen"? Hoppala: "nach dem Zeitgenössischen!") Aber leere Patronenhülsen zu verteilen, als wär man schießwütig wie ein Schwammerl (das immerhin aus dem Boden schießt), ist witzig. Der Manuel Gras unterstreicht so seine Drohung, dass das Bild um 400 Euro teurer wird, sobald er es erschießt. Abwechslungsreich, die Schau: Während das Stöckchen vom Martin C. Herbst (sein Pinsel) einen reinrassigen Jagdhund apportiert (ein seelenvolles Porträt), bettelt Christian Eisenbergers Promenadenmischung (ein Betonklotz mit Rehhaxerln) um den Gnadenstoß mit dem Presslufthammer.

Galerie Peithner-Lichtenfels
(Sonnenfelsgasse 6)
Halali
bis 22. Juli
Di. - Fr.: 10 - 18 Uhr
Sa.: 10 - 16 Uhr

Grüne Wecker sind zu leise

(cai) Die grüne Fee soll das sein? Aber die ist doch grün! (No na.) Und das Bild ist so gelb wie Van Goghs Sonnenblumen. Na gut, Picassos blaue Periode war in Wahrheit ja auch nicht blau. Bloß äußerlich. Insgeheim war sie grün. Weil damals soll ihm ebenfalls ständig die grüne Fee erschienen sein. Das ist der Spitzname für den sehr grünen Absinth. So gesehen, weil man vom Absinth blau wird, hat der Picasso doch eine blaue Periode gehabt. Womöglich waren also nicht nur die Bilder blau.
Die Titel, mit denen wir uns in der abstrakten Welt vom Richard Jordan zurechtfinden sollen, sind jedenfalls irreführend. Wie die Navis, die die Wale eingebaut haben. Die versprechen sich wahrscheinlich auch dauernd: "Take the exit. Then you have reached your destiny." Äh: "Your destination." Obwohl: Wenn die Wale in blindem Vertrauen aus dem Ozean ausgestiegen sind, haben sie ihr Schicksal erreicht. He, das Opus "Destination" (Ziel) könnte tatsächlich ein Strand sein. (Aus der Sicht eines gestrandeten Wals.) "Wake up Call": Von diesem sanftmütigen Grün wacht keiner auf. Mein inneres Navi ist zumindest ein viel effektiverer Wecker. Einmal hab ich geträumt, ich such ein Schuhgeschäft. Plötzlich mein TomTom: "Turn left!" Und als ich in die Gasse einbiege, plumps ich aus dem Bett - und bin wach. Was soll’s. Titel sind was für Leute ohne Phantasie. Die Spezialität vom Richard Jordan sind sowieso stimmungsimpressionistische Fata Morganen. Diese Landschaften mit den gschmackigsten Spiegelungen hat er vermutlich gar nicht gemalt, und trotzdem sind sie da.

Galerie Frey
(Gluckgasse 3)
Richard Jordan
bis 15. Juli
Mo. - Fr.: 11 - 18.30 Uhr
Sa.: 11 - 16 Uhr