Klar sind die Begegnungen für Klára Hůrková, Herausgeberin und größtenteils auch Übersetzerin des zweisprachigen Bandes, wobei klar für hell, aber auch für klar im Sinne des Wienerischen eh klar stehen kann. Klára Hůrková, geboren 1962 zu Prag, lebt seit 1991 in Aachen, das auf Tschechisch übrigens Cáchy heißt und ein Mehrzahlwort ist. Sie betreibt einen Poesieblog, und die meisten der veröffentlichten Texte stammen von jenem blog. Die deutschen Texte werden im Band auf Tschechisch übersetzt und umgekehrt. Da wie bereits erwähnt viele der Texte aus dem blog stammen, fallen sie in der Regel eher kurz aus: Originaltext und Übersetzung passen daher exakt auf eine Doppelseite. So werden Vergleiche und Rückschlüsse auf die jeweils andere Sprache zur Freude des Rezensenten stark erleichtert.

Der Untertitel lautet "deutsch-tschechische Lyrikanthologie", und in den meisten Fällen der deutschen Texte bezieht sich die Sprachbezeichnung auf jenes Land, das "Deutsch" im Namen trägt, also auf unser nordwestliches Nachbarland.

Aber lassen wir die Nationalismen bei einem Lyrikband, das klare Begegnungen in den Vordergrund stellt. Lassen wir auch die Probleme beim Übersetzen – der deutsche Text springt dabei ab und zu aus der Spur, da die zusammengesetzten Substantiva und die fürchterlichen Formen der Verba im deutschen Teil bisweilen für eine Überlänge sorgen.

Klára Hůrková ordnet die Texte thematisch, und die Themen beginnen im Frühling und enden im Winter. Das ist überschaubar und plausibel und hat doch ein klares – jetzt hab ich wieder dieses Adjektiv – klares System. Sie meidet also die Reihung nach der nationalen Herkunft. Für einen Text ist ja vollkommen egal, ob er auf Deutsch, Tschechisch oder von mir aus Südossetisch abgedruckt ist, Hauptsache, die Qualität stimmt.

So folgt auf Gerald Jatzek, der über die "Augenblicke" - oder "Okamžiky" – schreibt, Regine Mönkemeier aus Prenzlau mit ihrem "So ist es und so", also "Tak je to i tak". Dann kommt der Münchner Anton G. Leitner, der sich als Herausgeber der Zeitschrift "Das Gedicht" einen Namen machte und hier mit seinem Dialektgedicht" Wo d’Liab hifoid" eine kleine Ausnahme bildet. Es wird in tschechische Umgangsprache beziehungsweise in den Lachischen Dialekt (den gibt’s in der Gegend von Ostrava/Ostrau) übersetzt und heißt dort ""Kaj padně láska".

Klára Hůrková hat somit eine der seltenen Lyrikbände veröffentlicht, der ausdrücklich nicht nur den am sprachlichen Verhalten unseres nördlichen Nachbarlandes Interessierten ans lyrische Herz gelegt wird.