
Seinen ehemaligen Kollegen, den Wiener Literatur- und Theaterkritiker Paul Wimmer, einen Mann mit phänomenalem Gedächtnis, wollte er mehrfach dazu überreden, eine Geschichte der österreichischen Nachkriegsliteratur in Anekdoten zu schreiben. Vergebens. Jetzt hat es Edwin Baumgartner, Feuilleton-Redakteur der "Wiener Zeitung", gemeinsam mit zwei Mitstreiterinnen, selbst getan.
In "Nennen wir ihn Rumpelstilzchen" wird in vergnüglichem, subjektive Erlebnisse und Einschätzungen nicht ausparenden Ton aus dem literarischen (Betriebs-)Nähkästchen geplaudert. Neben im persönlichen Gespräch rätselhaft stumm verbleibenden Dichtern und einer bald wieder lyrisch verstummenden Dichterin, die für den Kunstbetrieb einfach zu schön war (die Leute hingen an ihren Lippen - aber eben nur an diesen . . .), deren Namen schon im Buch nicht viel zur Sache tun, sind es vor allem bekannte Nachkriegskaliber wie Hans Weigel, Friedrich Torberg, Hermann Hakel, Ingeborg Bachmann oder Paul Celan, die - in den Liebes- und Ränkespielen ihrer gegenseitigen Ab- und Zuneigungen verfangen - anekdotisch dargestellt werden.
Ein eminenter Kenner der heimischen Literatur, nützt Baumgartner die kleine Form auch geschickt für werbende Hinweise auf weitgehend vergessene Autoren wie etwa Reinhard Federmann oder Michael Guttenbrunner. Und das titelgebende Rumpelstilzchen ist natürlich . . . - ach was, lesen Sie selbst!