Es gibt Bücher, die man aufschlägt und, ohne Schutzumschlag und Titelseite gesehen zu haben, sofort weiß, wer spricht, bzw. wer schreibt. Auch die Prosa der Linzerin Margit Schreiner hat ihren ganz eigenen Sound. Und kaum schlägt man "Sind Sie eigentlich fit genug?" auf, hat man sogleich den rasanten Vorwärtsgalopp des Schreiner-Sounds im Ohr, der einem aus ihren Romanen so vertraut anmutet. Und der so direkt und geheimnisbefreit parlierend wirkt - und dies eben gar nicht ist.
Eine erfrischende Umgangssprachlichkeit zu Papier zu bringen, durch die sich die oberösterreichische Autorin immer wieder in Mini-Exkurse hineintragen lässt, das ist keine kleine Kunst - im Gegenteil. Immer wieder ist, und das kennt man schon aus dem Vorgängerband "Kein Platz mehr", das lakonische Parlando von Ironie, Spott und Sarkasmus (dieser allerdings nie ins Garstige abrutschend) durchzogen.

Die insgesamt 19 Texte sind an recht unterschiedlichen Orten publiziert worden: in Tageszeitungen, Ausstellungskatalogen und in Anthologien, die um ein Thema gruppiert waren. Bei "Der erste Satz" und "Der rote Faden" handelt es sich um Erstveröffentlichungen. In diesen Kolumnen, Zeitungsartikeln, Aufsätzen und Ansprachen, gehalten zur Verleihung des Anton-Wildgans-Preises 2016 etwa oder zur Eröffnung des Bibliothekartages 2017 in Linz an der Kepler-Universität, sind die Themen weit gespannt, reichen von Margaret Atwood über Filterkaffee und Fitness bis zu MeToo, von der Linzer Hofgasse und liebevollen bis kalt-pittoresken Kindheitserinnerungen (weil die Kindheit angesichts unterschiedlicher Temperamente von Mutter und Vater doch nicht immer ganz leicht war) bis zur viel zu wenig gelesenen US-amerikanischen Autorin Jane Bowles und dem Kabarettkünstler Karl Farkas.
Für alle, die die Bücher Margit Schreiners schätzen, die heute in Gmünd im Waldviertel lebt, ist dieses Buch eine feine, wie stets unterhaltsame Ergänzung ihres in 30 Jahren entstandenen erzählerischen Werks.