"Ich schleppe/ einen Tod/ hinter mir her/ langsam und schwer/ hinter mir her/bis er mir in die Zügel fällt/ wild jagen wir quer über den Himmel/ weiß der Teufel wohin/ irgendwann wirft er mich ab/ ich stürze/ ich falle/ fall ich hinunter/ ich falle hinauf." In diesem Gedicht von Elisabeth Sefcik-Arnreiter schillern gleich drei ihrer Facetten: Poesie, Bewegung und unerschütterliche Aufgeschlossenheit, selbst dem Tod gegenüber. Die Künstlerin, Dichterin und lokale Legende des Wiener Ruprechtsviertels ist am 21. März kurz vor ihrem 98. Geburtstag gestorben.

Geboren wurde Sefcik-Arnreiter am 31. März 1922. Sie arbeitete nach dem Krieg als Hauptschullehrerin, bis sie sich 1950 eine Ausbildung in England organisieren konnte: im "Laban Art of Movement Studio". Die Bewegungsstudien des ungarischen Tänzers und Tanztheoretikers Rudolf von Laban werden in Tanz, Theater, Sport und Tanztherapie eingesetzt. In England eignete sich Sefcik nicht nur manchen ihrer Lieblingssprüche ("Sie ist nicht mein Cup of Tea. Dass man etwas Gemeines so nett sagen kann.") an, sondern auch jene Techniken, die sie vielen in ihren Movement-Kursen und "Tanzdramen" näherbrachte. Das machte sie noch bis ins hohe Alter, als sie ihre Regieanweisungen via Krücke vergab. Das Produkt dieser Studien sahen tausende Menschen, als sie für den Besuch von Papst Johannes Paul II. in Wien 1983 eine Choreografie für die Messe im Stadion einstudierte.
In den letzten Jahren verlegte sich Sefcik-Arnreiter mehr auf ihre Gedichte. Sie schrieb sie mit freundlichen Buchstabenbäuchen in Feder-Handschrift. In der Bibliothek der Provinz ist der Band "Welche Zeit - wo geblieben" erschienen, zuletzt kam ein von ihr getextetes Bilderbuch heraus: "Die versunkene Stadt" (Verlag am Rande).
Vermisst werden wird sie von vielen, die sie als lebensfrohes Gravitationsfeld in der hektischen Wiener Innenstadt kannten, man könnte fast Salondame sagen, würde der altmodische Begriff nicht jeder Faser von Elisabeth Sefcik-Arnreiter widersprechen. Für Konversationen jeder Art war sie Anlaufstelle, ob theologischer oder literarischer Natur, ja selbst "Das Tao von Winnie Pooh". Ihre Klugheit, ihr Witz und ihre Seelentiefe waren Garant dafür, dass sie von Freunden und Wegbegleitern immer umringt blieb. Nur das Coronavirus verhinderte in ihren allerletzten Tagen diese Geselligkeit - sie wäre die Letzte, die das in Anbetracht ihres reichen Lebens beklagen würde.(cb)