"Das ist die bittere Wirklichkeit und kein Krimi", stellt Chefinspektor Stiller in Jago Prinz Debütroman fest, der eben doch ein Krimi ist. In diesem will der Ich-Erzähler, ein Journalisten, der beim Tod eines bekannten Dirigenten mitten in Mozarts Requiem in der Salzburger Peterskirche live dabei war, die Mordermittlung literarisch verarbeiten. Sprich: Er will einen fiktiven Krimi über den Kriminalfall schreiben. Freilich nicht, ohne seine journalistische Schnüffelnase dem Ermittler zur Verfügung zu stellen, schließlich hat er als erfahrener Polizeiberichterstatter eine gemeinsame kriminalistische Vergangenheit mit Stiller.
Hier entsteht also ein Buch im Buch, was zwar ein kreativer Ansatz ist, allerdings gleich zu Beginn die Lektüre ein bisschen anstrengend macht. Nicht so sehr, weil der Rechtsmediziner wie ein Buch Thomas Mann spricht, sondern weil vor allem die Gedanken des Ich-Erzählers, in diesem Fall des Journalisten und Möchtegern-Autors, sich vornehmlich um die Entstehung seines Buches drehen und entsprechend blumig sind. Da wird jede Beobachtung gleich einmal literarisiert (man kann es nicht anders sagen). Hier hat man keinen g'raden Krimi vor sich, dessen Handlung einfach dahinfließt, sondern Jago Prinz wollte offenbar auf Zwang ein hochliterarisches Kriminalwerk schreiben, in dem er zudem seine tiefen musikalischen Kenntnisse unter Beweis stellt (nicht von ungefähr findet sich am Ende ein mehrere Seiten umfassender Anhang über Mozarts Requiem samt Glossar mit Fachtermini.
Und die Musik spielt eben auch im ganzen Fall eine Rolle, dessen Auflösung sagen wir: etwas ungewöhnlich ist. Bis dahin begibt sich Chefinspektor Stiller auf Mörder- und der Journalist auf Buchstabenjagd, wobei die eine frustrierender und die andere ergiebiger ist. Denn während der Roman immer mehr Gestalt annimmt, sterben dem Chefinspektor die Verdächtigen weg. Aber soweit kommt nur, wer das Buch nicht schon nach den ersten Seiten ob der mitunter recht gestelzten Ausdrucksweise wieder weggelegt hat.
Jago Prinz: Mozarts letztes Requiem
Verlag Anton Pustet; 508 Seiten; 24 Euro