Wenn man ein illustriertes Kinderbuch verfasst, in dem Tiere die Hauptrolle spielen, dann sollte man sie entsprechend casten, hat der renommierte Kinderbuchautor und -zeichner Helme Heine im Geburtstagsinterview jüngst festgestellt. Sein Landsmann Andreas H. Schmachtl hält sich an diesen Grundsatz und hat sein neues Buch "Hörnchen & Bär" ideal besetzt. Da ist zum einen das quirlige Hörnchen, das eigentlich nie still sitzt und auf seinem Baum jeden Ast für eine andere Tätigkeit reserviert hat: fürs Frühstück, fürs Lesen, fürs Häkeln - und fürs Warten. Und zwar auf seinen Freund, den Bären, wem es beim Alleinsein Gesellschaft leistet. Bär, der etwas entfernt in einer Höhle wohnt, lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und seufzt höchstens leise - und das nur einmal -, wenn Hörnchen wieder einmal eine verrückte Idee hat.
Was die beiden vor allem verbindet, ist das Angeln. Oder besser gesagt: das Nicht-Angeln. Denn während Bär mit leerer Angel ins Boot steigt und mit einem Fisch am Haken heimkehrt, begleitet ihn Hörnchen mit einer Eichel, die er schon daheim an seine Angelschnur gebunden hat und wieder mit nach Hause bringt. Weil ja Hörnchen alle möglichen Nüsse, aber keine Fische essen. Dafür umso lieber Honig. Auch das verbindet die beiden. Und noch so einiges andere, was sie gemeinsam erleben, sei es ein heftiger Sturm, bei dem sie ihre beiden Höhlen ungewollt ihren anderen Freunden aus dem Wald überlassen; sei es Hörnchens Vorsingen beim Kaninchenchor; sei es ein großes Missverständnis zum Thema Liebe und Verliebtheit zwischen Hörnchen und einer Artgenossen. Das Wichtigste hier und auch sonst: Bär ist immer für Hörnchen da und umgekehrt (wobei der Kleinere eher den Großen braucht).
Es sind "haufenweise echt waldige Abenteuer" (Zitat: Andreas H. Schmachtl im Untertitel), die Hörnchen und Bär erleben, bei denen sich der Nager mitunter recht naiv anstellt und auch leicht aus dem Konzept zu bringen ist - die aber alle erstens gut enden und zweitens bei aller Kindlichkeit der Erzählung doch auch eine tiefe Weisheit in sich tragen. Die kann man durchblitzen sehen. Man muss es aber nicht. Man kann das, was Hörnchen mit und ohne seinen Freund Bär so erlebt, auch einfach nur unterhaltsam und lustig finden. Und den zärtlichen Humor genießen, mit dem der Autor diese Geschichten ebenso liebevoll erzählt wie in seiner bekannten "Snöfried aus dem Wiesental"-Reihe. Und auch wenn das empfohlene Alter mit "ab 4 Jahren" angegeben wird, unterhalten "Hörnchen & Bär" auch noch 8-Jährige bestens.