Es war am 11. April 1994. Ein gelbes Zottelwesen mit grünen Haaren und einer Schnauze, die durchaus auch zu einem Nilpferd gepasst hätte, betrat die TV-Bühne. "Confetti TiVi" eroberte das ORF-Kinderprogramm, und die anarchische Hauptfigur Confetti sorgte mit seinen frechen Sprüchen von Beginn an unter Beziehungsberechtigten für Diskussionen, ob man den Kindern erlauben solle, sich "diesen Schas" anzuschauen. Es dürften letztlich genug gewesen sein, die das Sendungskonzept in Ordnung fanden, denn immerhin hielt sich "Confetti TiVi" bis zum 12. September 2008 im ORF-Programm. Dann war aber Schluss, und heutige Kinder können mit dem Namen Confetti wahrscheinlich abseits des Faschings wenig anfangen.

Wer aber das Ende der Sendung überlebt hat, und das sogar sehr gut, wenn auch nicht im Fernsehen, ist ein Nebendarsteller, der in der Folge eine ähnliche Karriere hingelegt hat wie Stefan Raabs "TV-Total"-Stichwortgeber Elton: Die Ratte Rolf Rüdiger hat nämlich bis heute gleich zwei eigene Radioshows, und zwar gemeinsam mit Robert Steiner, der inzwischen als Urgestein des österreichischen Kinderunterhaltungsfernsehens bezeichnet werden kann, auch wenn das für einen 52-Jährigen vielleicht älter klingt, als er sich selbst fühlt und auch aussieht. Jeden Sonntag stellen die beiden auf Radio Wien von 8 bis 10 Uhr in der Sendung "WOW" Quizfragen an Kleine und auch Große, und von Montag bis Freitag gibt es täglich von 14 bis 15 Uhr "Extra WOW - Die 2 um 2".

Ja, und jetzt hat Rolf Rüdiger auch einen eigenen Krimi bekommen. Geschrieben hat ihn der ORF-Journalist und -Moderator Peter Tichatschek. Und Stefan Gaugusch, der die Handpuppe 1994 erfunden hat und seither auch selbst spricht, kommt auch darin vor. In "Das Cremeschnitten-Geheimnis" gibt es nämlich in jedem Kapitel auch einen QR-Code, der zu einer Audio-Datei führt, auf der dann die Ratte selbst etwas sagt. Und das ist in der Regel lustig. So wie überhaupt das ganze Buch, das sich um den Diebstahl des Geheimrezeptes der angeblich besten Cremeschnitte Wiens dreht.

Man kann nun freilich einwerfen, ob eine Süßspeise, deren Zucker- und Kaloriengehalt vermutlich der von der WHO empfohlenen Tagesration entspricht oder gar überschreitet, wirklich das beste Corpus Delicti für einen Kinderkrimi ist - aber abseits dieser Fragestellung macht "Das Cremeschnitten-Geheimnis" wirklich viel Spaß. Schallendes Gelächter im Kinderzimmer ist garantiert, wenn Rolf Rüdiger ein "Putschi" fahren lässt oder in der Klimaanlage des Konkurrenten seines Lieblingskonditors stecken bleibt. Und ja, zu kombinieren gibt es natürlich auch etwas. Und am Ende serviert Tichatschek ein Cremeschnitten-Rezept - das verständlich macht, warum so ein Gewese um das Geheimrezept gemacht wird. Weil so komplex, wie die Zubereitung dieses Wiener Naschwerks ist, holt man es sich dann doch lieber vom Konditor, als sich selbst in die Küche zu stellen. Und die gewonnene Zeit nutzt man dafür zum Leser von Rolf Rüdigers Abenteuer.