Da liegt er, der schöne Mann, begraben unter einem Haufen roter Rosen. Wer den schwulen Blumenhändler ermordet hat, gilt es nun herauszufinden am ersten Arbeitstag von Chefinspektorin Anna Bernini nach ihrer Auszeit. Die Gründe dafür erschließen sich dem Leser bald, und man schwankt schon ein bisschen zwischen Mitgefühl und Unverständnis angesichts der psychischen Labilität und zur Schau gestellten Schwäche der Protagonistin. Allerdings: Die Bernini, deren Namensgleichheit mit dem Barockbildhauer als Running Gag ständig zu Verwechslungen führt, hat es auch nicht wirklich leicht mit ihrem Untergebenen Schramek, der eigentlich auf ihren Posten gespitzt hat in ihrer Abwesenheit. Dafür gibt es aber auch "Miss Biggy", ein Faktotum, das zwar längst pensionsreif ist, aber unschlagbar am Rechner, und für computerunterstützte Durchbrüche sorgt, freilich mit Methoden, deren Legalität Bernini besser nicht hinterfragt.

Was nun den "Wiener Rosenmord" angeht, so führt der geradewegs in die Unterwelt beziehungsweise zu dubisen Geschäften, die zwar florieren, aber nicht unbedingt floral sind. Und weil die Bernini zwar eine begnadete Ermittlerin, aber eben psychisch nicht ganz auf der Höhe und auch unvorsichtig ist, bringt sie sich dabei auch selbst in Gefahr. Dass am Ende alles für sie gut ausgeht, dafür sorgt "Miss Biggy", da kann der Schramek noch so dilettieren. Die in Tirol geborene Autorin Annemarie Mitterhofer lässt zwischendurch auch eine gewisse Sympathie insbesondere für ihre weiblichen Landsleute durchklingen und befasst sich auch ein bisschen mit Alternativmedizin. Stilistisch hat Wolf Haas, mit dem sie gemeinsam "Vier Frauen und ein Todesfall" entwickelt hat, eindeutig auf sie abgefärbt. Diese Umgangssprache, die sich weniger in Dialektausdrücken, sondern eher in der Satzbildung niederschlägt, kann man als störend oder aber als wienerisch authentisch empfinden (immerhin lebt die gebürtige Tirolerin schon lange in der Bundeshauptstadt). Und ja, Wien selbst kommt natürlich auch ordentlich vor, Lokalkolorit inklusive.