Wenn es nach Barclay ginge, dann würde er den Rest seines Lebens als Pilzsammler in dem Dorf am Rande das Waldes verbringen, in dem er aufgewachsen ist - und seine Eltern beim Angriff eines riesigen, brutalen, gefährlichen Monsters verloren hat. Doch wie es sich für ein Jugendbuch gehört, in dem magische Tiere eine Rolle spielen, wird Barclay, ehe er sich's versieht, aus seiner überschaubaren, kleinen Welt herauskatapultiert und findet sich plötzlich im Düsteren Wald wieder, wo er auf Viola stößt, die einen kleinen Drachen auf der Schulter sitzen hat. Und kaum hat er das realisiert, fährt plötzlich ein Lufthund in ihn, der fortan in einem Mal im Oberarm eingesperrt ist und darauf wartet, dass Barclay ihn freilässt. Und spätestens jetzt ist klar: Das mit dem einfachen, unaufgeregten Leben als Pilzsammler kann er vergessen.

Amanda Foody erzählt die Geschichte von einem, der von daheim wegläuft (oder besser: vertrieben wird) und dabei dort ankommt, wo er eigentlich hingehört. Denn je mehr Barclay versucht, das magische Mal mit dem geheimnisvolle Tier loszuwerden, desto tiefer gerät er erst hinein in die Welt der sogenannten Wilderweisen, also jener - nun ja, es sind schon Menschen, nur halt mit besonderen Kräften oder speziellen Gaben -, die sich mit Wilderbiestern vereinen. Und die auch eine große Prüfung absolvieren müssen, um als Lehrling von den Meistern der Wilderweisen aufgenommen zu werden. Und da steckt die Autorin ihren Helden auch noch ganz tief hinein in eine Intrige, die er aufdecken und verhindern muss.

Aber gut, dass er Freunde findet die ihm helfen, vor allem gegen Konkurrenten, die offenbar ein falsches Spiel spielen (Spoiler: Irgendwann wird der Moment kommen, an dem Barclay nicht nur erkennt, dass er zu den Wilderweisen gehört, sondern auch, wer wirklich seine Gegner und wer seine echten Freunde sind - und was es wirklich mit dem Monster auf sich hat, das seine Eltern getötet hat).

"Wilderreich" ist eine Erzählung voller Magie, die allerdings nicht allzu dick aufgetragen ist, und ein großartiger Coming-of-Age-Jugendroman, dessen Protagonist über sich hinauswächst. Und auch wenn die Sache mit den magischen Malen zunächst etwas wirr klingt, schafft es Amanda Foody, die Regeln ihrer Fantasy-Welt so anschaulich darzulegen, dass man ihnen als Leser leicht folgen und sich ganz auf die vielen Wendungen ihrer Geschichte konzentrieren kann. Und von denen gibt es viele - und wird es noch viele geben, denn es ist erst Band eins einer Buchreihe, und der Düstere Wald, in dem die Handlung sich abspielt, ist nur eines von mehreren Wilderreichen in dieser Fantasy-Welt. Man darf auf weitere Abenteuer mit Barclay und seinem Lufthund gespannt sein.