Die Insolvenz des Buch-Großhändlers Medienlogistik Pichler-ÖBZ, des zweitgrößten Buch-Auslieferers in Österreich, bringt die heimische Verlagslandschaft in Turbulenzen. Von einem "Erdbeben für die gesamte österreichische Verlags- und Buchhandelslandschaft mit noch nicht absehbaren Folgen" spricht der Verleger Nikolaus Brandstätter gegenüber der APA. "Rund 80 Verlage sind betroffen, darunter vier der fünf großen österreichischen Publikumsverlage."

Der Brandstätter Verlag sehe sich dadurch "von heute auf morgen mit einer drastischen Situation konfrontiert. Unser gesamtes Weihnachtsgeschäft aus dem österreichischen Buchhandel ist noch offen. Wir gehen nach ersten Berechnungen von einem Gesamtschaden im hohen sechsstelligen Bereich aus", so der Verleger, der nicht nur mit dem Zahlungsausfall zu kämpfen hat, sondern auch die Lieferbarkeit seiner Bücher auf dem österreichischen Markt wieder sicherzustellen versucht und eine Abwanderung von Sachbuchautoren zu deutschen Verlagen befürchtet.

"Verlage hängen in der Luft"

Medienlogistik Pichler-ÖBZ hat jährlich rund 8 Millionen Bücher ausgeliefert und betreute große heimische Verlage wie Amalthea Signum, Kremayr & Scheriau oder Styria, aber auch etwa Braumüller, Jungbrunnen, Molden oder Müry Salzmann. Diese Verlage "hängen vorerst einmal vollkommen in der Luft - und mit ihnen ihre Autorinnen und Autoren. Wie groß der Schaden ist, der bei ihnen durch diese Insolvenz angerichtet wird, muss ganz schnell erhoben und dann noch schneller behoben werden", fordert Gerhard Ruiss, der Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren. "Was die betroffenen Verlage und Autoren jetzt dringend brauchen, ist Unterstützung von vor allem wirtschaftlicher Seite, angefangen von der Wirtschaftskammer bis zum Wirtschaftsministerium."

Erste Gespräche über wirtschaftliche Hilfsmaßnahmen sollen bereits laufen. Schließlich steht Ende April mit dem Gastlandauftritt Österreichs auf der Leipziger Buchmesse ein prestigeträchtiger und öffentlich geförderter Branchenhöhepunkt bevor. "So kann man jedenfalls ganz sicher keinen erfolgreichen internationalen Auftritt der österreichischen Verlage beim Österreich-Schwerpunkt begehen, wenn man nicht vorher alles dafür getan hat, dass die in die Insolvenz der Medienlogistik Pichler-ÖBZ hineingezogenen Verlage und Autoren unbeschadet wieder aus ihr herauskommen", so Ruiss zur APA. Dies sei nicht nur eine kulturpolitische, sondern auch eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit. (apa)