Mordalarm im Wiener Burgtheater: Mitten in der Vorstellung von "Richard III." hängt ein Garderobier erstochen im Thron. Und eigentlich hat niemand ein Motiv, diesen herzensguten Mann, der nur noch wenige Jahre vor der Pension stand, umzubringen. Oder doch? Denn nach der Tat, die sofort Kriminalistin Serafina Plank, genannt Fina, und ihre Kollegen auf den Plan ruft, stellt sich heraus, dass ein Fotoalbum verschwunden ist. Und die Frage ist: Enthält es nur harmlose Schnappschüsse oder doch eine Bombe? Der Hauptdarsteller ist immerhin bekannt für seine Frauengeschichten und macht sich gerade an eine junge Kollegin heran.
Und es bleibt nicht bei dem einen Mord: Kurz darauf stirbt gleich der Nächste, diesmal ein bekannter Schauspieler. Entsprechend groß ist der Druck, der auf Finas Schultern lastet. Da sind ihr die ständigen Sticheleien ihres ungeliebten Kollegen Oliver Homburg keine Hilfe, im Gegenteil macht ihr sein Mobbing das Leben zur Hölle. Und dann quartiert sich auch noch ihre beziehungs- und (arbeits)lebensunfähige Schwester Calli, eine unheimlich anstrengende Person, kurzerhand bei ihr ein, nachdem sie offenbar vom aktuellen Freund rausgeschmissen wurde. Da ist es fast ein Glück, dass das Ensemble weiter nach Salzburg zieht, wo "Dantons Tod" bei den Festspielen auf dem Programm steht. Und so begibt sich auch Fina in die Mozart-Stadt, um auf die Spur des Mörders zu kommen.
Was den betrifft, foppt übrigens Autorin Ursula Poznanski ihre Leser ein bisschen. Denn so wie schon in "Stille blutet" fügt sie auch in ihrem zweiten Wien-Krimi "Böses Licht" einen monologisierenden Täter ein, der immer wieder das Geschehen kommentiert und den Anschein erweckt, für all das, was auf und abseits der Bühne passiert, verantwortlich zu sein - inklusive einem Wiedersehen mit Leuten wie dem von ihm ständig zitierten "Hühnergeneral" (wer auch immer das tatsächlich sein mag). Aber hat er tatsächlich alle Opfer umgebracht? Oder ist er doch bloß ein "Kuckuck", wie Fina vermutet? Sprich: Nutzt er bloß die aktuellen Geschehnisse aus, um seinerseits ein bisschen hineinzupfuschen und für weitere Verwirrung zu sorgen? Von wem zum Beispiel sind die Drohnachrichten, die den Regieassistenten und die Hauptdarstellerin erreichen?
Einmal mehr zimmert die Bestseller-Autorin einen spannenden Rahmen und greift ganz tief in ihre literarische Werkzeugkiste, wobei ihr diesmal auch noch aktuelle Ereignisse zupass kommen. Denn neben Mord und Mobbing kommt auch einiges an #Metoo vor - und auch ein Fall von verjährter Pädophilie ist dabei. Ganz so, als hätte sie beim Schreiben geahnt, dass kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Krimis die Causa Florian Teichtmeister hohe Wellen schlagen würde (auch wenn es bei Poznanski nicht um Kinderpornos geht, sondern um die Verführung einer Minderjährigen). Sie beweist jedenfalls einmal mehr nicht nur ein Gefühl für die Entwicklung einer packenden Handlung, sondern auch für das Aufgreifen aktueller Themen.
Und eines lässt sich nach der Lektüre mit ziemlicher Sicherheit sagen: Es wird nicht ihr letzter Wien-Krimi um Fina Plank gewesen sein. Zu viele lose Enden liegen am Schluss noch herum, zu viele Anküpfungspunkte für weitere Aktivitäten ihres eingeschobenen Täters gibt es. Vor allem muss sie in einem dritten (oder womöglich dann erst vierten?) Buch ihre Leser aufklären, wie alles zusammenhängt. Abgeschlossen ist am Ende von "Böses Licht" jedenfalls nur der Fall Burgtheater auf dem Papier. Man darf gespannt sein, was da noch alles kommt . . .