Hamburg/Berlin. Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu erhält den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Ausgezeichnet wird damit ein Autor, dessen Leben sich zwischen Schreibverbot, Haft, Folter und Reisebehinderungen bewegte und dem es schließlich gelang, sich im Vorjahr nach Deutschland abzusetzen.

Liao Yiwu (53) begehrt in seinen Büchern und Gedichten gegen die politische Unterdrückung auf und verleiht den Entrechteten seines Landes eine Stimme. Der Autor hat erfahren, was Gefängnis, Folter und Repression bedeuten. 1989 verfasste Liao buchstäblich am Vorabend des Blutbads am Platz des Himmlischen Friedens das Gedicht "Massaker", das in Windeseile Verbreitung fand, auch über die Grenzen Chinas hinaus. Hierfür wurde er vier Jahre inhaftiert und schwer misshandelt. In der Folge musste er sich wegen des Schreibverbots als Küchenhilfe, Lastwagenfahrer oder Straßenmusiker durchschlagen.

Menschen am Rand

In seinen Werken setzt der Dissident den Menschen am Rand der chinesischen Gesellschaft ein literarisches Denkmal. 2009 wurde er im deutschsprachigen Raum mit dem Buch "Fräulein Hallo und der Bauernkaiser - Chinas Gesellschaft von unten" bekannt. Darin versammelt er 60 Interviews, zu Wort kommen etwa eine Prostituierte, ein buddhistischer Mönch, ein Klomann und Menschen, die er in der Haft kennengelernt hat. Das Buch ist in China übrigens verboten.

2007 wurde Liao Yiwu vom unabhängigen chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis "Freiheit zum Schreiben" ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde. Ende Juli 2011 erschien bei S. Fischer Liaos neues Buch "Für ein Lied und hundert Lieder. Ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen".

Die Verleihung des Friedenspreises findet während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 14. Oktober 2012, in der Paulskirche statt und wird live im ARD übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.