Von den rund 40.000 Ausländern, die in den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Republik kämpften, waren einige hundert Frauen. In der Geschichtsschreibung kommen sie aber kaum vor. Eine von der Historikerin und Journalistin Renée Lugschitz verfasste Studie versucht jetzt, einige dieser Frauen der Vergessenheit zu entreißen, die zwischen 1936 und 1938 als Ärztinnen und Krankenschwestern, Fahrerinnen, Dolmetscherinnen, Milizionärinnen, Fotografinnen und Journalistinnen nach Spanien gekommen sind, um die Republik vor dem Aufstand der Militärs zu retten  und den Vormarsch des Faschismus in Europa aufzuhalten.

Manche der Spanienkämpferinnen kamen mit ihren Männern, die sie in der Zeit in Spanien aber kaum zu Gesicht bekamen, weil mit ganz wenigen Ausnahmen Frauen nicht an die Front durften. Viele kamen allein, um in der Verwaltung  oder in Spitälern ihren Beitrag zu leisten. Und viele hatten nicht nur wegen geringer Sprachkenntnisse Probleme mit den Einheimischen, deren rückständige Kultur und weitverbreiteter Analphabetismus meilenweit vom Standard der mitteleuropäischen, britischen oder amerikanischen Spanienkämpfer entfernt war.

Renée Lugschitz beleuchtet in ihrem brillanten Buch in den ersten beiden Abschnitten kurz den Spanischen Bürgerkrieg im Allgemeinen und die Bedingungen, unter denen die Ausländerinnen dort im Einsatz standen. Die Schwierigkeiten, überhaupt erst nach Spanien zu gelangen, die Entbehrungen bei der Einrichtung der ersten Kriegsspitäler, das Misstrauen, mit dem sich die einzelnen Frauen auseinandersetzen mussten, die politischen Differenzen, die schließlich zum Bürgerkrieg im Bürgerkrieg führten, als Kommunisten gegen Anarchisten und die Aktivsten der als trotzkistisch verunglimpften POUM vorgingen, prägten das Leben der Spanienkämpferinnen, die aus vielen Ländern der Welt gekommen waren.

Da war etwa die Wienerin Ilse Kulka, die später den Chefzensor der Republik, Arturo Barea, heiratete und die mithalf, das schwierige Verhältnis der Auslandsjournalisten zu den amtlichen Stellen der spanischen Republik zu entkrampfen.   Im dritten Teil der Studie werden einige besondere Fälle herausgehoben, die zeigen, wie breitgestreut der Einsatz der ausländischen Frauen im Spanischen Bürgerkrieg war. Da ist etwa der Fall der Fotografin Gerta Taro, die stets im Schatten ihres berühmteren Lebensgefährten Robert Capa blieb. Sie kämpfte sich an die Fronten durch, um die besten Bilder zu bekommen, und starb bei einem banalen Unfall, als ihr ein Panzerfahrzeug den Unterleib zerquetschte.  Oder die argentinisch-russische Dolmetscherin Paulina Abramson, deren Lebensgeschichte nach dem Bürgerkrieg zeigte, wie schwer es ehemalige Spanienkämpfer in der stalinistischen Zeit in ihren Heimatländern hatten.

Aktivistinnen bis zum Tod


Die aus Wien stammende Krankenschwester Anny Edel erlebte nach  dem Ende des Bürgerkrieges wie viele andere die Unterbringung in völlig unzuständigen Lagern in Frankreich. Die Wienerin Lisa Gavric, die auch als Krankenschwester in Spanien war, hatte ein noch schlimmeres Schicksal nach dem Sieg der Franco-Faschisten zu erleiden - Lager in Gurs, Kampf in der Resistance, KZ Ravensbrück  -  und nach der Rückkehr nach Wien eine kaputte Familie.

Die Amerikanerin Fredericka Martin und die Britin Nan Green widmen sich in ihrem späteren Leben der Arbeit  für die Erinnerung an die Leistungen des Sanitätspersonals im Bürgerkrieg. Die aus den USA stammende Krankenschwester Hilda Bell wird bis zu ihrem Tod im Jahr 2009 politische Aktivistin bleiben - gegen den Vietnamkrieg, Atomwaffen und den Krieg in Afghanistan.

Und die Argentinierin Mika Etchebéhère wurde an der Stelle ihres gefallenen Mannes Chefin eines Bataillons - eine Ausnahme unter den Spanienkämpferinnen. Kämpferin blieb sie bis zu ihrem Tod in Paris, wo die 1902 geborene Frau  1992 starb. 1968 baute sie mit den Studenten Barrikaden und einige Jahre später ist sie Aktivistin gegen die Militärjunta in ihrer Heimat.