Olof Palme wird erschossen, man schreibt das Jahr 1986. Der Erzähler aus "Wie keiner sonst" ist gerade sechs Jahre alt geworden, und er und sein Vater müssen wieder einmal umziehen. Die "Weißen Männer" sind hinter ihnen her, ausgeschickt von der "Weißen Königin", die den König und den Prinzen einfangen will. Denn - das erfahren wir später - der Vater ist mit seinem Sohn abgetaucht, weil er Angst hatte, ihn zu verlieren.

Versteckspiel und Flucht sind den beiden längst zum Alltag geworden. Virtute et armis, mit Mut und Waffen, lautet ein Leitspruch des Vaters. Er findet schräge Jobs und geht einkaufen, "ohne Geld auszugeben". Der Überlebenskünstler bringt seinem Kind Dinge bei, von denen andere Menschen zumeist nichts verstehen. Engel zu sehen zum Beispiel. Doch viele Wünsche des Jungen müssen unerfüllt bleiben: etwa zur Schule zu gehen wie andere Kinder auch, oder feste Freunde zu haben. Wir haben uns, sagt der Vater darauf bloß. Es ist ein zentraler Satz in Jonas T. Bengtssons drittem Roman.

"Wie keiner sonst" ist zuerst einmal der Bericht einer abenteuerlichen Kindheit und einer bedingungslosen Liebe. Bengtsson, der junge dänische Literaturstar, erzählt in der kristallklaren, Hauptsatz-dominierten Sprache des Kindes. Sie evoziert eine Plastizität noch der kleinsten Gesten und Begebenheiten, die tief unter die Haut geht. Leider endet das berührende Kammerspiel zwischen Vater und Sohn nach der Hälfte des Buches. Die "Weißen Männer" haben sie entdeckt.

1996 setzt der zweite Teil ein. Mit seiner "normalen" Familie kommt der nun jugendliche Erzähler nicht zurecht. Er verschwindet in der Anonymität. Und der Vater? Eine Marginalie, weggeschlossen in einer psychiatrischen Anstalt. Der zweite Teil bleibt kryptisch und trotz wunderbarer Absätze ohne den Zauber der ersten Romanhälfte. Es ist im Buch ein bisschen so wie im Leben: Das Staunen der Kindheit ist ein Schatz voll Licht und Schatten.