Lakhdar und Bassam sind 17 Jahre alt, beste Freunde aus religiösem Elternhaus und leben in einem öden Vorort von Tanger. In ihrer Freizeit beäugen sie spärlich bekleidete Touristinnen am Strand, sprechen über den Koran und Bassams Auswanderungspläne. Nach einer aufgeflogenen Liebesnacht mit seiner Cousine traut Lakhdar sich nicht mehr nach Hause und schlägt sich mit Prostitution und Bettelei durch, bis Bassam ihn in eine Gruppe "zur Verbreitung des koranischen Gedankenguts" holt. Zunächst hat er dort ein gutes Leben; neben seinem Koranstudium hat er viel Zeit zur Krimilektüre. Als die islamistische Gruppe, Bassam inklusive, immer militanter werden und Lakhdar sich in Judit, eine spanische Arabischstudentin, verliebt, hält ihn nichts mehr in Tanger. Er landet als Illegaler in Barcelona, auf der Flucht vor der Polizei und seinen ehemaligen Weggefährten aus Tanger.

Am Ende schließt sich der Kreis auf tragische Weise. Mathias Énards "Straße der Diebe" ist ein packender Bildungs-, Gesellschafts-, Liebesroman und Krimi, angesiedelt in Marokko während des "arabischen Frühlings" und im Spanien der "Empörten".

Mathias Énard: Straße der Diebe. Roman. Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Hanser, Berlin 2013, 352 Seiten, 20,50 Euro.