Nach Indien emigrierten Walter und Käthe Langhammer. - © Clio
Nach Indien emigrierten Walter und Käthe Langhammer. - © Clio

Wenn man heute die Begriffe Flucht und Vertreibung im Zusammenhang mit Afrika und Asien hört, habe man Menschen vor Augen, die vor Bürgerkriegen und menschenunwürdigen Bedingungen Zuflucht in Europa suchen, schreiben die Herausgeber des Buches "Going East -  Going South",  das dokumentiert, dass gerade einmal 75 Jahre vergangen sind, seit die Flüchtlingsströme in die umgekehrte Richtung gegangen sind.

Das österreichische Exil in Asien und Afrika in den Jahren der NS-Herrschaft ist das Thema des knapp 700 Seiten starken Bandes, der sich mit einem bisher von der Geschichtsschreibung eher stiefmütterlich behandelten Thema befasst. Die Hauptzufluchtstätten in Palästina und Shanghai  - 15.000 beziehungsweise 6000 österreichische Juden fanden hier Zuflucht - wurden bewusst weggelassen.

Nach einer Aufstellung des Historikers Jonny Moser haben etwa 1000 Flüchtlinge aus Österreich in verschiedenen Ländern Asiens und rund 1100 in afrikanischen Staaten Zuflucht gefunden. Die Herausgeber des Buches, Margit Franz und Heimo Halbrainer, haben anhand von veröffentlichten und unveröffentlichten Erinnerungen und von Dokumenten ein vielfältiges Bild über die Exilbedingungen in diesen Ländern erstellt.

Besonders in Nordafrika zeigt sich, dass viele Flüchtlinge, die eigentlich nach Übersee wollten, durch die Kriegsereignisse gezwungen, einen kürzeren oder längeren Aufenthalt einlegen mussten.  Das gilt etwa für den  Arzt Richard Berczeller und seine Familie, die auf ihrem Weg in die USA für längere Zeit in Marokko und an der Elfenbeinküste festsaßen, oder die Familie Zuckerkandl, die in Marokko und Algerien strandete. Besonders Tanger und Casablanca waren für viele Flüchtlinge für längere Zeit Endstation. In Tanger landete etwa die Wiener  Journalistin  Alice Penkala, die über ihre Exiljahre später schrieb: "Ich habe gekocht, Marmeladen erzeugt, Stunden gegeben  (...) wir haben beiläufig alles gemacht, ausgenommen Prostitution, Koloratursingen und Erpressung, was man machen kann, um zu leben."

Die Kunsthistorikerin Hilde Zaloscer landete in Ägypten und ging dort eine Scheinehe ein, um sich das Aufenthaltsrecht zu sichern. 1947 versuchte sie, in Wien wieder Fuß zu fassen, fand aber - wie viele andere heimkehrwillige Flüchtlinge - keine adäquate Beschäftigung und kehrte nach Alexandria zurück, wo sie 1950 Professorin an der dortigen Universität wurde.