7701 Bücher zum Thema Nationalsozialismus beinhaltet alleine der Hauptkatalog der Österreichischen Nationalbibliothek. Manche argwöhnen, es sei genug der Aufarbeitung und ohnehin alles längst gesagt. Dass dem nicht so ist, zeigt Andreas Kubas "Wir Kinder des Krieges". Er zeichnet darin die Lebensgeschichten mehrerer Personen nach, die im Zweiten Weltkrieg, wiewohl auf Seiten der Täter, selbst Opfer waren - Österreicher und Deutsche, die als Kinder und Jugendliche vom NS-Regime instrumentalisiert wurden und die Gräuel miterlebt haben. Es geht dabei um rund 1,5 Millionen noch lebende Bürger hierzulande und 15 Millionen im Nachbarland. Die von Kuba porträtierten Zeitzeugen liefern nun, 70 Jahre danach und hochbetagt, energische Vermächtnisse gegen den Krieg ab.
Kuba verschweigt nicht, dass die Kriegsbegeisterung anfangs groß war. "Meine Affäre war der Krieg", erzählt etwa Helmut Godai. 15-jährig wurde der Wiener 1943 als Luftwaffenhelfer eingezogen. Sein Vater, ein Christlich-Sozialer, sagte: "Hitler bedeutet Krieg." Godais Lateinlehrer war mit den Schülern streng. Sie müssten emsig sein, denn sie würden eines Tages Herren über Europa. Und Godai glaubte eher dem Lehrer als dem Vater. Später wurde er nach Norddeutschland verlegt, war Soldat der Kriegsmarine und wurde gefangen genommen. Mit seinem Leben hatte er da abgeschlossen. Gestorben sind jedoch viele seiner Freunde, was er bis heute nicht verwunden hat: "Sie liegen unter der Erde und hatten noch nicht einmal ein Mädchen geküsst." Ein lohnendes Buch über Erleben, Überleben und Weiterleben.