Es ist das Jahr des großen Gedenkens. Schließlich hat der Zweite Weltkrieg vor genau 70 Jahren geendet. Und nicht vergessen darf dabei neben all dem Leid, das während der NS-Herrschaft den Juden und anderen sogenannten "Untermenschen" angetan worden war, auch das Elend der Überlebenden in den von den Alliierten besetzten Gebieten außerhalb Deutschlands. Denn der Tag der Befreiung war für viele gleichzeitig auch der Beginn der Vertreibung - ob sie nun erst von den Nazis dorthin gesiedelt worden waren oder schon seit Generationen dort gelebt hatten. Betroffen war davon auch der Vater des deutschen Schriftstellers Daniel Höra, und der Sohn hat sich durch die Fluchtgeschichte von Polen nach Berlin im Jahr 1945 zu einem Roman inspirieren lassen, der diese mit der Flucht eines 15-Jährigen aus Afghanistan nach Berlin im Jahr 2015 verbindet. 70 Jahre danach trifft der Deutsche auf den afghanischen Asylwerber - und das Schicksal der beiden verbindet sich auf wundersame Weise, nicht zuletzt durch ihre gemeinsame Leidenschaft für Astronomie.

Das Faszinierende an Daniel Höras Buch ist, dass er es schafft, seine Geschichte gleichzeitig sehr sanft und einfühlsam und doch unheimlich brutal und packend zu erzählen. Denn die Rückblenden der beiden Hauptfiguren sind alles andere als harmlos. Das wirklich Tragische dabei ist aber, dass genau das sich vermutlich jetzt gerade wieder tausendfach zwischen Afghanistan und Deutschland abspielt - und man als hier in der sicheren EU Geborener und Lebender schon beim Lesen ein schlechtes Gewissen bekommt . . .

Daniel Höra: Das Schicksal der Sterne
Bloomoon Verlag; 15,50 Euro