(WT) Der Bürgerkrieg in Sierra Leone (1991-2002) zerrüttete die ohnehin verarmte Gesellschaft des Landes. Dabei ging es vor allem um die Macht über die lukrativen Handel versprechenden Diamantenminen. Die Revolutionary United Front, unterstützt von dem liberianischen Kriegsherrn Charles Taylor, bekämpfte dabei die wechselnden Regierungen Sierra Leones. Das Geschäft mit "Blutdiamanten" ermöglichte jeweils den Konfliktparteien die nötige Weiterfinanzierung des Krieges, wobei nicht davor zurückgeschreckt worden ist, Kinder zwangszurekrutieren und sie als "Tötungsmaschinen" einzusetzen.
Der Bürgerkrieg endete schließlich mit Hilfe einer massiven internationalen Intervention, die zur Niederringung der Rebellen führte. Zwischen 50.000 und 200.000 Menschen fanden im Bürgerkrieg in Sierra Leone den Tod.
Die Autorin Anne Menzel versucht am Fallbeispiel Sierra Leone den "unfriedlichen Beziehungen" im UNO-Friedensprozess zwischen den wieder einzugliedernden Ex- Kämpfern und der Zivilbevölkerung nachzuspüren. Dabei wird jenes Klima in Nachkriegsgesellschaften beschrieben, in dem "die Möglichkeit von Gewalt unmittelbar" gelebt wird; in dem Gewalt nach Kriegsende nicht mehr massenhaft ausgeübt und erlitten, aber als "Handlungsoption in Erwägung gezogen" beziehungsweise als "drohende Gefahr erwartet wird". Menzel spricht ausdrücklich von einer "Ästhetik der Gefährlichkeit", wo die Trennlinien zwischen Kombattanten und Zivilisten verschwimmen. Ziel des guten Buches ist es, das Verständnis für die komplexe Dynamik von Friedenseinsätzen in transitorischen Gesellschaften zu vertiefen.