(WT) Seit jeher wird über Segen und Fluch technologischen Fortschritts gestritten. Für unsere heutige Welt bleiben die gesellschaftskritischen Analysen eines Neil Postman über den Umgang mit TV im Alltag von 1985 nur ein lauer Vorgeschmack. Dank in alle Lebensbereiche durchgreifender Computerisierung und Digitalisierung ist die Erde zum "globalen Dorf" geworden. Insbesondere demokratische Rechtsstaaten stehen angesichts der nicht zuletzt durch WikiLeaks und Edward Snowden aufgedeckten umfassenden Abhör- und Überwachungsprogramme der Geheimdienste, vor allem aber auch durch die explosionsartig zunehmenden digitalen Sammlungen von Konsumentendaten durch internationale Großkonzerne wie etwa Google vor umfassenden Herausforderungen.

Schirrmachers Vermächtnis


Der 2014 verstorbene "FAZ"-Mitherausgeber Frank Schirrmacher hat prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien versammelt, die diesbezüglich eine tiefgehende Debatte im Feuilleton der "FAZ" führten und in diesem äußerst interessanten Buch zu Wort kommen. Durch eine "popkulturelle Umdeutung" ist es gelungen, eine Sichtweise durchzusetzen, in der die "Silicon-Valley-Ideologie" gleichgesetzt wird mit gesellschaftlicher Innovation und neuer Freiheit. Mit "Freiheit" werden aber hier die "ständig verfügbaren Menschen" und die "Dominanz des Ökonomischen über das Politische" gemeint. Es bedarf einer "Charta digitaler Grundrechte", um die Grund- und Freiheitsrechte zu verteidigen. Nur so kann Menschenwürde erhalten bleiben.

Sachbuch

Technologischer Totalitarismus

Frank Schirrmacher (Hg.)

Edition Suhrkamp,

283 Seiten, 15,50 Euro