Wissen Sie, woher die Phorusgasse in Wien ihren Namen hat? Ist Ihnen bekannt, dass in einer der kürzesten Wiener Gassen, der Fahnengasse, fast ein Krieg ausgelöst worden wäre? Haben Sie schon von Joseph Kyselak gehört, dem ersten Sprayer der Geschichte? Oder kennen Sie die Fluchtroute über die Pyrenäen, die Franz Werfel einst vor den Nazis gerettet hat und die Verständnis für heutige Flüchtlinge wecken müsste?

Ob wirklich alle Wege nach Rom führen, mag man bezweifeln, aber dass alle Wege, die Dietmar Grieser schon beschritten hat, ein lesenswertes Buch ergeben, steht fest. Der seit 1957 in Wien lebende Autor präsentiert diesmal - wie gewohnt in alter Rechtschreibung - "Wege, die man nicht vergißt", und die sind äußerst vielfältig. Er erinnert sich an Wege seiner Kindheit und Jugend, an die ersten Schritte in Wien, an Durchhäuser, Schleichwege und Abkürzungen und stellt Straßen, Wege und Routen vor, die in Beziehung zu literarischen und historischen Figuren, aber auch zu Straßenhändlern oder Schnorrern stehen. Auch zu Umbenennungen und zum Nachholbedarf bei der Benennung von Straßen nach Frauen plaudert er aus der Schule.

Zu den unzähligen Spuren, auf denen Grieser wandelt, zählen die von Mozart und Goethe in Europa sowie in Amerika jene der Hauptfiguren aus "Endstation Sehnsucht" in New Orleans und aus "Porgy und Bess" in Charleston. Auch die Rommelsche Wüstenroute von El Alamein und viele andere faszinierende Strecken in aller Welt kann der Leser entdecken, wenn er einen einzigen, sehr empfehlenswerten Weg geht: den in die nächste Buchhandlung.

Sachbuch

Wege, die man nicht vergißt

Dietmar Grieser

Amalthea, 280 Seiten, 24,95 Euro