Andrea Camilleri hat seinen Montalbano, Donna Leon ihren Brunetti - und Werner Stanzl hat mit seinem Commissario Vossi ebenfalls einen italienischen Kriminalisten geschaffen, der das Zeug zur Kultfigur hat. Und zwar ebenfalls nicht wegen weiß Gott wie actionreicher Polizeiabenteuer, sondern wegen der vielen Zwischentöne in der Ermittlungsgeschichte rund um einen Protagonisten, der charakterlich so vielschichtig ist wie die Region, in der er ermittelt.

Und so offenbart Stanzl einmal mehr seine offenbar große Liebe zum Friaul, insbesondere zum italienisch-slowenischen Grenzland. Nicht dass der Fall selbst zur Nebensache wird angesichts der liebevollen Landschafts- und Personenbeschreibungen, aber der neue Krimi "Hintermänner" lebt eben inhaltlich nicht nur von Vossis Ermittlungen.

Besagte Hintermänner finden sich übrigens einerseits im südösterreichischen Bankensektor und andererseits auf dem Balkan, der diesen mitbeeinflusst. Stanzl hat den großen Kärntner Hypo-Skandal einerseits und die Kriegsverbrechen in den vergangenen Jugoslawien-Kriegen andererseits als Ausgangspunkt genommen, um seine ganz eigene Skandalgeschichte zu spinnen, deren konkrete Handlung und Personen zwar dezidiert fiktiv sind - aber wenn auch nur ein geringer Teil von dem, was er da schildert, realistisch ist, wird einem vom Lesen schlecht. Was aber keinesfalls dem Autor anzulasten ist. Stanzl hat einfach seine Hausaufgaben gut gemacht.

Werner Stanzl: Hintermänner
Commissario Vossis zweiter Fall
sytria krimi; 13,90 Euro