(ski) "Mit Papst Franziskus beginnt eine neue Zeit. Das wichtigste Privileg, Mitglied der Kurie und damit selbst für die Strafverfolgung unangreifbar zu sein, gibt es nicht mehr." Der deutsche Vatikan-Journalist Andreas Englisch hält es für absurd, zu behaupten, der Pontifex aus Argentinien habe noch nichts verändert. Die epochale Veränderung, dass Kurienangehörige nicht mehr über dem Gesetz stehen, habe diesen einen Schock versetzt: "Die Zeiten, in denen ein Vatikanpass Männer wie Paul Casimir Marcinkus rettete oder den wegen Verdachts der Verschleierung von Missbrauch an Kindern und Jugendlichen in den USA verdächtigten Kardinal Bernhard Francis Law, sind vorbei."

In "Der Kämpfer im Vatikan" listet Englisch alles auf, was Franziskus schon durchgesetzt oder auf den Weg gebracht hat. Das reicht vom Eintreten für eine Kirche der Armen, das er durch seinen persönlichen bescheidenen Lebensstil unterstreicht, über die Aufhebung der Immunität für hohe kirchliche Funktionäre bis zu einem neuen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen. Englisch, der ungemein lebendig und spannend schreibt, geht auf alle diese Themen ein, doch als entscheidende Punkte für dieses Pontifikat betrachtet er das Verhältnis des Papstes zur Vatikanbank und einen erfolgreichen Kampf gegen unmoralisch bis kriminell agierende Personen in der Kurie und deren Umfeld. Sein Buch geht mit viel Hintergrundinformationen auf diese gewaltige Herausforderung von Franziskus ein und schließt mit einem Stoßgebet für den couragierten Papst: Stehe Gott dir bei.

Sachbuch

Der Kämpfer im Vatikan.

Papst Franziskus und sein mutiger Weg. Andreas Englisch
C. Bertelsmann, 2015, 384 Seiten, 20,60 Euro