Genau. Nur wenn man etwas anfängt, kann man auch erfahren, wie es endet. Ich verwende dieses Sprichwort gerne für Projekte. In dem Buch "Eine Kalebasse voller Weisheit" präsentiere ich viele Sprichwörter, weil diese in Europa zumeist verloren gegangen sind.
Wofür braucht man Sprichwörter?
Wenn man in meiner Heimat Sprichwörter gebraucht, ist das ein Zeichen von Weisheit. Es ist eine Philosophie. Die ursprünglichen Sprichwörter sind entstanden, weil unsere Urururgroßeltern unter einem Mangobaum saßen und über die Natur und die Menschen philosophiert haben. Wer Sprichwörter verwendet, denkt auf einer anderen Ebene.
Gilt das auch für Geschichten?
Geschichten sollten meiner Meinung nach zum Nachdenken anregen, und sie sollten eine Aussage haben. So sind auch die Geschichten, die ich erzähle und publiziere, angelegt. Nehmen wir als Beispiel die Geschichte "Ich habe den Menschen gerne, sagte der Hund". Sie hat Freundschaft als Thema. Der Hund sucht einen Freund und begegnet dabei vielen Tieren: Löwen, Krokodilen und anderen. Er erlebt schöne und unangenehme Momente - und sagt sich: Man darf nie aufgeben, bis man den richtigen Freund gefunden hat. Das ist eine Geschichte, die viele Leute selbst erlebt haben, und sie sehen darin ihre eigenen Erlebnisse widergespiegelt.
Wie weit prägen Geschichten generell unser tägliches Leben, unseren Alltag?
Wir leben in einer Welt voller Geschichten, nur machen wir uns das nicht immer bewusst. Wenn etwa in einem Betrieb ein Chef seine Geschichten nicht gut erzählt, verstehen ihn die Mitarbeiter nicht. So mache ich auch Veranstaltungen für Lehrkräfte, ich vermittle, wie man erzählt. Es gibt ein paar vorgegebene Strukturen, die man als Erzähler nutzen kann. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass sich ein Kind in der Schule nicht deshalb verweigert, weil es unbegabt ist, sondern weil der Stoff schlecht erzählt wird.
Können Sie von Ihren Geschichten leben?
Ich sage einmal so: Ich habe anderes studiert, ich bin "supply chain manager". Meine ehemaligen Studienkollegen arbeiten in der ganzen Welt und verdienen wahnsinnig viel. Aber darum geht es mir nicht. Ich bin glücklich mit meinen Büchern und mit dem Adinkra-Verlag, der afrikanische Lebensweisheit präsentiert. Mein Reichtum ist ein anderer: Kinder haben mir Briefe geschrieben, wie gut ihnen die Geschichten gefallen.