
Wenn eine Biologin und Anglistin, die leidenschaftlich Punkmusik macht, ein Buch über eine Fantasiewelt schreibt, um eine Wette zu gewinnen, dann kommt ein modernes Märchen heraus, bei dem man bis zuletzt als Leser nicht ganz sicher ist, ob es denn nun tatsächlich für Kinder gedacht ist oder doch für satirisch veranlagte Erwachsene. Denn "Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul" kommt auf den ersten Blick als waschechtes Kinderbuch daher: Der Nachfahre einer ganzen Dynastie an winzigkleinen Hummelreitern wird von einer sprechenden Hummel über das große Meer entführt, wo er für eine Prinzessin das wilde Nachbarland auskundschaften soll, weil die Angst vor einem Krieg herrscht. Und während er sich mit allerlei Getier herumschlagen muss, dass teils größer ist als er selbst, wird ihm und seinem pelzigen Begleiter nach und nach klar, dass die Prinzessin sie für eine Intrige missbraucht. Und so beschließen sie, mit vereinten Kräften einen von der Prinzessin selbst geplanten Krieg doch noch zu verhindern.
Wie aber diese Geschichte erzählt wird, das hat phasenweise dann doch eher etwas von einem satirischen Märchenroman für Erwachsene - wenngleich man das Buch Kindern ab 11 Jahren getrost auch in die Hand geben kann. Jüngeren müsste man wahrscheinlich hin und wieder beiseite stehen, wenn das eine oder andere Tier (fast oder tatsächlich) im Gefecht getötet wird, und die eine oder andere beschriebene Situation zum besseren Verständnis ein bisschen erläutern.
So oder so ist es jedenfalls ein spannender Roman geworden, in dem ein kleiner Held mit seiner Aufgabe wächst und die Autorin auch nicht mit kohlrabenschwarzem Humor geizt. Nur Achtung vor Ameisen und Hornissen!
Verena Reinhardt: Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul
Verlag Beltz & Gelberg; 519 Seiten; ab 11 Jahren; 18,50 Euro