Als der etwa gleichaltrige Nachbar der Mittfünfzigerin Ilka Piepgras plötzlich und völlig unerwartet stirbt - aus dem Leben gerissen wird, wie man so schön sagt -, wird der Journalistin bewusst, wie wenig sie mit dem Thema Tod umgehen kann. Und nachdem sie es bis dahin gemieden hat, wählt sie nun einen offensiven Zugang: Sie wird ehrenamtliche Sterbebegleiterin. Es ist eine harte Schule, aber auch eine sehr lehrreiche und motivierende, über die sie nun in einem Buch berichtet.
Piepgras beschreibt darin nicht nur ihre Erlebnisse mit Todgeweihten und Sterbenden, sondern gibt auch Dialoge mit Theologen und Philosophen wieder, in denen sie alle möglichen Seiten des Lebens und Sterbens beleuchtet. Und sie widmet sich auch umstrittenen Aspekten wie Suizid und Sterbehilfe - und kommt zu dem Schluss, dass sie dazu keine letztgültige Meinung fassen kann, zumindest keine pauschale. Denn ob ein Tod gnädig oder würdig ist, lässt sich nicht generalisieren.
Die Autorin hat sich also intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und gibt nun ihre Erkenntnisse an ihre Leser weiter. Wobei ihr Schwerpunkt eindeutig darauf liegt, ihnen die Scheu zu nehmen, sich selbst Gedanken über den Tod zu machen. Besonders faszinierend ist ihre Erklärung, wie sie selbst von der Nähe der Sterbenden profitiert hat und für ihr eigenes Leben etwas mitgenommen hat. Die Angst vor dem Sterben kann sie damit freilich nicht nehmen - aber das wäre ohnehin vermessen.