Seine Hits "Day-O (Banana Boat Song)", "Matilda" oder "Island in The Sun" machten ihn weltberühmt: bis heute denkt man bei Harry Belafonte vor allem an Karibik und Sonnenuntergang. Dabei sind diese nur eine Facette seines Lebens. In seiner heuer auf Deutsch erschienenen Autobiographie räumt der Weltstar mit den Vorurteilen rund um sein Leben als Entertainer auf. Denn er ist mit Leib und Seele politischer Aktivist.

Geboren wird Harold George Bellanfanti 1927 in Harlem in New York als Sohn einer Putzfrau und eines Schiffskoch. Er wächst in Armut auf und bricht die Schule ab. Nach seinem Einsatz bei der Marine im Zweiten Weltkrieg besucht er dank eines Stipendiums als einziger Schwarzer die berühmte Schauspielschule von Regisseur Erwin Piscator. Dort lernt er die Großen Hollywoods kennen, doch im Unterschied zu ihnen sind für Schwarze nur stereotype Rollen übrig: Sklave, Diener oder Othello.
Belafonte ist es leid, immer nur auf diese Rollen reduziert zu werden und gründet in den 1950er Jahren mit Freunden ein eigenes Theater.

Belafonte startet seine Karriere zwar als Schauspieler, der Durchbruch gelingt ihm allerdings mit Musik, zuerst als Jazzinterpret, dann als Folksänger. Sein weltberühmter Song "Day O" zum Beispiel" ist ein Schrei aus den Herzen armer Arbeiter", schreibt er in seiner Autobiografie darüber Das Lied erzählt von jamaikanischen Arbeitern, die darauf warten, dass die Bananen endlich abgezählt sind, damit sie nach Hause gehen können.

Die Politik lässt Belafonte nicht mehr los. Er engagiert sich in der Bürgerrechtsbewegung von Martin Luther King Jr., unterstützt sie mit Geld, Ratschlägen und Diskussionsbeiträgen.  Belafontes Autobiografie gibt einen guten Einblick in Organisation und Debatten der Bürgerrechtsaktivisten  aber auch in den damaligen Alltagsrassismus und in die Gewalt des Ku-Klux-Klan.

In "My Song" erzählt Belafonte in drei Teilen und 20 Kapiteln aber nicht nur zum Teil anekdotenhaft seine Geschichte und auch die der USA,  sondern er reflektiert auch über seine Beziehungen zu Persönlichkeiten wie Martin Luther King Jr. oder den Kennedys. Daneben erzählt er auch von seiner schwierigen Freundschaften zu Sidney Portier oder Miriam Makeba. Und auch dann, wenn er von seiner Spielsucht und Ehen erzählt, scheut er keine Kritik.

Stilistisch verlangt einem die Übersetzung leider etwas an Durchhaltevermögen ab – sie wird dem lebendigen Erzählstil des Originals nicht gerecht, die Sätze wirken oft unmotiviert aneinandergereiht. Schade, dass die so ereignisreiche Lebensgeschichte von Harry Belafonte in der  Übersetzung nicht lebendiger und stilistisch abwechslungsreicher ins Deutsche übertragen wurde.