Um zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält, braucht man Begriffe, die dem Verständnis wie dem Bewusstsein von ihr Nahrung geben. Je näher man dem Zentrum kommt, desto inniger, d.h. unschärfer müssen die Begriffe werden, damit sie sich im Selbstverständnis wie im Selbstbewusstsein heimisch fühlen. Ein solcher, hierzulande beliebter, Begriff ist "die österreichische Identität", dem die Intellektuellen gerne misstrauen, weil sie hinter dem typisch österreichischen Selbstverständnis den typisch österreichischen Selbstbetrug erkennen.

Diesem alten Nationalthema widmet sich nun Alfred Goubran, und zwar in der Absicht: "Es soll hier weniger Neues gesagt, sondern es sollen Zusammenhänge aufgezeigt werden, die dem Leser vielleicht neu sind, wodurch sich dann auch das Gesamtbild ändert." Das gelingt ihm schlecht und recht - und beweist wieder einmal, dass die Österreich-Kritik ein eingeborener Bestandteil des Österreich-Bewusstseins ist.

Buchpräsentationen: 18. April, 19.00 Uhr, Republikanischer Club, Rockhgasse 1, 1010 Wien; 23. April, 20.00 Uhr, Phil, Gumpendorfer Str. 10-12, 1060 Wien.

Alfred Goubran: Der gelernte Österreicher. Idiotikon. Braumüller, Wien 2013, 184 Seiten, 14,90 Euro.