Dass Weißheit nicht im Kopf, sondern auf dem Kopf beginnt, diese Erfahrung ist das Erfolgsgeheimnis des Friseursalons von Frau Khumalo. Sie schupft seit Jahren in einer Vorstadt in Harare ihr Geschäft, ihren Erfolg verdankt sie besonders dem Ruf, dem Geschick und der Freundlichkeit ihrer Angestellten, darunter die junge Vimbai. Sie versteht es besonders gut, ihren Kundinnen ein Gefühl von Weißsein zu bescheren, indem sie die Haarpracht geschickt frisiert, besonders um die Köpfe der Damen in ministeriellen Amt und Würden macht sie sich verdient. Als eines Tages ein junger Mann frech um einen Job als Damenfriseur bewirbt, und diesen auch erhält, ist es allerdings um ihre Sonderstellung im Friseursalon geschehen.
Die junge Mutter Vimbai ist Erzählerin der Geschichte rund um den Friseursalon in Simbabwe. Durch ihre Kundinnen erfährt sie von der Welt der oberen Hundert, von der Welt der Villen und teuren Einkaufszentren und der Menschen in den Machtzentralen. Doch erst als ihr neuer Kollege Dumisan in ihr Leben tritt, erfährt sie, was es heißt, davon nicht nur zu träumen, sondern eine solche Welt auch selbst zu erfahren. Allerdings endet der erfüllte Traum fast so abrupt wie er begann, da sich Vimbai entschließt, den Quell ihrer Wandlung zu vernadern.
Mit "Der Friseur von Harare" hat der simbabwische Autor Tendai Huchu einen flotten Debutroman geschaffen, der durch die Figur Vimbai den Überlebenskampf der Menschen und deren Kampf gegen vorherrschende Normen und Regeln beschreibt. Seine Protagonistin erzählt ihre Geschichte in der Vergangenheit, kurze Moment der Reflexion bringen den Leser in die Gegenwart – Vimbai erwähnt von Anfang an die Fehltritte, die noch kommen werden und macht dadurch den Leser mitunter zu oft auf ihre künftigen Versäumnisse aufmerksam.
Dass die Geschichte aus Vimbais Perspektive geschrieben ist, ist ein gewichtiger Grund, dass der Roman wirkt: durch ihre Perspektive erfahren wir mehr von den gesellschaftlichen Tabus, die in einem Land wie Simbabwe lebensgefährlich sind und den einen oder anderen zum Auswandern bringen, und von der sozialen und politischen Situation in dem südafrikanischen Land, in dem die Lebenserwartung bei rund 37 Jahren liegt. Doch ebensowenig wie Vimabi bloß gute Fee oder Opfer der politischen und ökonomischen Situation ist, ebensowenig ist Dumisan ein einfach gestrickter Held: beide haben ein Janus-Gesicht: so folgt Vimbai lange Zeit wie blind den homophoben Predigten eines christlichen Fanatikers, Dumisan wiederum ist eigentlich auch ein verwöhnter Bub, der eine Freundin zum Vorzeigen braucht, damit ihn seine reichen Eltern wieder mit ausreichend Taschengeld versorgen.
Das Buch liest sich zügig und ist unterhaltsam, und gibt einen sehr guten Einblick in den Alltag und den Alltagskämpfen der Menschen in Harare. Allerdings stören die vielen Füllwörter den Lesefluss – ein paar weniger davon, das hätte der deutschen Übersetzung ganz gut getan.