Wien is scho a schöne Stadt zum Sterben. Klingt vielleicht wie eine Zeile aus einem Georg-Kreisler-Lied, ist aber ein Ausschnitt aus einem Instagram-Post der Seite "Wiener Alltagspoeten", die die Bonmots der Hauptstadtstraßen sammelt. Neben Grant und Schmäh beweist also auch das hartnäckige Liebäugeln mit dem Morbiden, dass manche Wien-Klischees wohl nicht von ungefähr kommen. Egal ob mit Zombiekostüm zu Halloween oder beim katholisch-traditionellen Grabbesuch zu Allerheiligen und Allerseelen - alljährlich hat das Memento mori besonders im Oktober und November Hochsaison. Doch der Tod, der mag zwar ein Wiener sein, wohnhaft ist er aber auf der ganzen Welt. Am Donnerstag und Freitag unternimmt das Fernsehprogramm daher einen Streifzug zu unterschiedlichen Friedhöfen und Begräbniskulturen, auch über die Landesgrenzen hinaus.

Für viele ist die Zeit um Allerheiligen und Allerseelen ein Anlass, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen und den Verstorbenen einen Besuch abzustatten. Für manche gehört dieser Aspekt des Lebens allerdings fest zu ihrem Alltag. Die Dokumentation "Rund ums Sterben - Friedhofsgeschichten" (Fr., 21.25, ServusTV) nimmt sie genauer ins Visier, die Bestatter und Totengräber, die Trauerredner und Steinmetze. Ihr oftmals unerwartet leichter, humoriger Zugang eröffnet einen anderen, eigenwilligen Blick auf dieses sonst so ernste Thema. Auf einer Reise durch Österreichs Begräbnis- und Erinnerungskultur ist natürlich auch dementsprechendes Brauchtum nicht weit. In manchen Dörfern in Osttirol ziehen etwa Kinder durch die Gassen, die stellvertretend für die armen Seelen Schmalzgebäck als Speiseopfer in Empfang nehmen - ein Heischebrauch, der formal auch ein wenig an den US-amerikanischen Trick-or-Treat-Brauch erinnert. Traditionell erhalten die Kinder für ihr Gedenkklappern mit dem sogenannten Krapfenschnapper Krapfen oder andere Süßigkeiten.

Nicht nur zur Friedhofshochsaison, sondern ganze Jahr über zieht hingegen der Friedhof Père Lachaise in Paris Gedenkende und Touristen gleichermaßen an. Die Dokumentation "Forever - Der Friedhof Père Lachaise" (Fr., 15.45, Arte) besucht seine ständigen Besucher und Angestellten, Pfleger und Passanten der Grabesstätten. Dabei beheimatet die verwunschen anmutende Begräbnisstätte nicht nur illustre Verstorbene wie Marcel Proust, Frédéric Chopin oder Jim Morrison, sondern auch jede Menge wachsende und gedeihende Flora und Fauna. Auf stolzen 44 Hektar tummelt sich hier eine reiche Artenvielfalt, das üppige Leben überwuchert die letzte Ruhe abseits des Trubels der französischen Hauptstadt und doch mittendrin.

Die Grabstätten geben dem Tod ein Antlitz, aus dem sich nicht zuletzt Machtstrukturen und soziale Hierarchien der jeweiligen Zeit ablesen lassen. Die vierteilige Doku-Reihe "Geschichte des Todes - Friedhöfe in Europa" (Fr., 10.05, ORFIII) streift durch berühmte Friedhöfe Europas und damit in jeder Folge durch eine bestimmte Epoche von der heidnischen Antike bis zur bürgerlichen Moderne. In der heidnischen Antike errichteten die, die es sich leisten konnten, etwa ihre monumentalen Gedenkstätten an Hauptstraßen und öffentlichen Plätzen, obwohl man nicht an das Jenseits glaubte. Ganz anders im christlichen Mittelalter, als man gewaltige Hallen als Symbole für die Überwindung des Todes errichtete wie den Camposanto Monumentale in Pisa, obwohl man zugleich Jüngstes Gericht und Verdammnis ungemein fürchtete. Der Barock setzt wiederum den Tod selbst in Szene, wie etwa beim Grabmal für Papst Urban VIII. in Rom, und in den Katakomben zu Palermo sucht man immer mehr die physische Nähe zu den Verstorbenen.

In der bürgerlichen Epoche wird der Zugang zum Tod immer persönlicher und individueller, zum Gedenken mischen sich Melancholie einerseits, landschaftliche Idylle andererseits. Menschen gehen auf Friedhöfen spazieren, auf denen sie keine Angehörigen besuchen, das Gräberfeld wird zum Landschaftspark und die letzte Ruhestätte der Toten spiegelt schließlich die Stadt der Lebenden.