Wien. In den vergangenen Tagen liefen die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung auch in vielen Medien und Kulturinstitutionen auf Hochtouren. "Wir mussten uns da selbst erst einlesen, das kommt zum Glück selten vor", sagte eine Betriebsrätin der "Wiener Zeitung". Doch ungewöhnliche Zeiten benötigen vielfach ungewöhnliche Maßnahmen, weshalb wohl auch die meisten heimischen Medien Sondersparprogramme und Kurzarbeit einführen. Kurzarbeitet bedeutet, dass die Mitarbeiter weniger Stunden pro Woche arbeiten und diese Stunden dem Unternehmen vom Staat refundiert werden.

Bei der Tageszeitung "Standard" sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Mittwoch in Kurzarbeit. Auf im Schnitt 75 Prozent Arbeitsleistung hat man sich dem Vernehmen nach verständigt, wobei dieser Satz individuell vereinbart werden muss. Manche werden demnach weniger, manche mehr arbeiten. Unterm Strich soll nach drei Monaten der 75-Prozent-Schnitt erfüllt sein.

Auch in der "Presse" kündigte Chefredakteur und Geschäftsführer Rainer Nowak Kurzarbeit an. Sie werde aber nur in Bereichen eingeführt, die nicht systemrelevant seien, die Ressorts Chronik, Innenpolitik, Außenpolitik und Wirtschaft seien also nicht davon betroffen, sagte Nowak.

In der Mediaprint ist man noch nicht so weit. Bei der gemeinsamen Anzeigen-, Druck- und Vertriebsgesellschaft von "Kronen Zeitung" und "Kurier", werden derzeit Zeitguthaben und Urlaube abgebaut und danach "punktuell" Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet, wobei das Ausmaß so gering wie möglich gehalten werden soll, hieß es. Die Situation am Anzeigenmarkt sei "wahnsinnig schwierig".

"Punktuelle Maßnahmen"

Der ORF führt wegen der Corona-Krise in Teilbereichen Kurzarbeit ein. Geplant ist die Maßnahme vorerst für drei Monate, hieß es  aus dem Unternehmen. Welche Bereiche in welchem Ausmaß betroffen sind, werde derzeit von den Direktionen geprüft und im Rahmen einer Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat festgelegt. Flächendeckende Kurzarbeit komme im ORF ohnehin nicht in Frage, eher punktuelle Maßnahmen in Bereichen, die derzeit weniger ausgelastet sind, heißt es aus dem ORF. Die Rede ist auch von Leiharbeitskräften, die nicht weiter beschäftigt werden können.

Nicht betroffen seien jedenfalls Bereiche, die derzeit besonders intensiv tätig seien, wie zum Beispiel die Information. Infrage komme Kurzarbeit aber in Teilbereichen, in denen wegen der Verschiebung oder des Ausfalls von Produktionen, Veranstaltungen oder Sport- und Kulturereignissen "die Erbringung der Arbeitsleistung im Moment nicht in vollem Umfang möglich ist". Geplant sind zwei Stufen, das heißt die Reduktion auf 50 Prozent bzw. 10 Prozent der Normalarbeitszeit.

Auch die Schweizer NZZ-Mediengruppe hat seit Mittwoch Kurzarbeit. Für die betroffenen Mitarbeitenden bedeutet dies jedoch keine Lohneinbußen. Die NZZ-Mediengruppe zahlt die Löhne der Mitarbeitenden in Kurzarbeit vollständig aus. Infolge der Corona-Krise rechnet die NZZ-Mediengruppe mit hohen Einbußen insbesondere im Werbemarkt sowie im Veranstaltungsgeschäft, wie sie am Mittwoch mitteilte.

Auch im Museumsbereich wird es großflächig Kurzarbeit geben, da die Einnahmeausfälle durch die geschlossenen Museen in die Millionenhöhe gehen. Im gesamten KHM-Museumsverbund sind mit April 387 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet, bei der Albertina sind es 187, im Belvedere rund 200 Betroffene. Im Mumok sind dies 100 Personen, und die Nationalbibliothek (ÖNB) arbeitet derzeit an einem Antrag auf Kurzarbeit für 250 Mitarbeiter.

Bei der "Wiener Zeitung" wird es keine Kurzarbeit geben. "Wir planen, die zu erwartenden Einbußen aus eigener Kraft zu stemmen", so Geschäftsführer Martin Fleischhacker. Dazu seien Einsparungen nötig.