Das Auge kauft bekanntlich mit, nicht nur in der Mode- und Möbelbranche, sondern in allen Bereichen des Lebens. Somit auch und gerade in der Unterhaltungsindustrie. Ein Smartphone als Statussymbol mit durchdachter Funktionalität, ein Flachbildfernseher, selbst ausgeschaltet, als Blickfang in den eigenen vier Wänden oder ein schnittiges Notebook aus gebürstetem Metall - es soll nicht nur funktionieren, es muss auch gut aussehen. In der Welt der Äußerlichkeiten ist es aber dann umso härter, wenn man den Geschmack der Zielgruppe nicht findet, oder aber wenn zu viel Veränderung gar nicht gewünscht wird.
Brauner Ziegel vs Ohrzahnbürste
Der Ansatz "Form folgt Funktion" - die Gestalt von Gegenständen soll sich dabei aus ihrer Funktion oder gegebenenfalls ihrem Zweck ableiten - ist in Zeiten einer futuristischen Metalloberflächenästhetik in der IT-Welt ohnehin nicht mehr wirklich gegeben. Apropos Oberfläche: In den letzten Jahren scheiterten gar viele Elektrogeräte daran, dass der Glanz ihrer Oberflächen nur bis zur ersten Nutzung hielt und es danach lediglich nur noch unermessliche, unansehnliche Fingerabdrücke zu sehen gab. In der jüngeren Vergangenheit geriet Microsoft nicht nur für seine klobige Spielkonsole XBox in die Kritik, sondern auch für seinen Mediaplayer Zune. Das Endgerät erschien nämlich in den wenig ansehnlichen Farben DDR-Tapetenbraun und Rosa und blieb leider hinter den Verkaufserwartungen zurück. Im Falle der aktuellen Faltdisplays bei Smartphones zeigte sich, dass eine interessante Idee um mehrere 1000 Euro auch anwendbar sein muss, und nicht nach ein paar Mal Benutzen den Geist aufgibt. Nicht enden wollte die Kritik auch bei der Premiere der Apple Airpods, jener kabellosen Kopfhörer, die für manchen Kunden wie Zahnbürstenaufsätze aussahen, die man sich in die Ohren steckt. Aber immerhin, an diesen Anblick hat man sich einige Jahre später gewöhnt.

Im Zuge der Präsentation von Sonys neuer Spielkonsole PlayStation 5 hat sich nun wieder einmal gezeigt, wie schwer es sein kann, die potenziellen Kunden zufriedenzustellen. Kaum waren die ersten Bilder veröffentlicht, war das Netz mit Bildmontagen geflutet worden. Und die Vergleiche waren für die Designer sicher nicht sehr schmeichelhaft. Was so schlimm am Design sein soll, erschließt sich allerdings vielen nicht: Ein Elektrogerät in Weiß ist mutig, aber ästhetisch durchaus interessant, und eine geschwungene Oberfläche sollte keine Empörungswellen verursachen. Interessant sind dafür Fälle wie jener von Sony in den 1990ern in Japan. Der Konzern brachte einen neuen MP3-Player in den Handel. Dieser unterschied sich vom gerade ein paar Monate davor vorgestellten Vorgängermodell lediglich um in der Verschiebung der Tasten um wenige Millimeter. Doch versprachen die Designer, dass es dadurch eine bessere Benutzbarkeit geben würde. Was dazu führte, dass das Gerät großen Absatz fand - auch unter Kunden, die gerade erst einen fast identischen MP-Player gekauft hatten.

Gerade am Markt der Elektrogeräte sind große Designwürfe schwer zu finden und schwer zu etablieren. Seit dem Wechsel vom Tasten- zum Touchhandy gab es kaum noch Veränderungen; mit ein Grund, warum sich Experten einig sind, dass bald etwas Größeres kommen müsse als überteuerte Klapphandys.
Am Ende stellt sich aber meist eines heraus: Zuerst wird kritisiert, dann gelacht - und am Ende nutzen es doch alle. Man mag ja doch auf dem neuesten Stand sein und dazugehören - und Wahl hat man eh keine.