Am Anfang war ein Nachtkastl. Und auf diesem lag eine Bibel. Die brachte Journalist Oliver Wurm einmal seinem Kompagnon Andreas Volleritsch mit: "Dann hat er mich gefragt, ob man daraus auch ein Magazin machen könnte." Für Volleritsch war die Bibel kein unbekanntes Metier: "Ich bin neben einer Kirche aufgewachsen, mein Opa war Leiter von dem Kirchenstandort, meine Mutter beim Pfarrgemeinderat, meine Großtante ist Nonne - also natürlich weiß ich, was da drin steht." Aber die Frage, ob man ein Magazin daraus machen könnte, darauf war die Antwort erst mal "Puh."

Und warum das? "Normalerweise, wenn man ein Magazin macht, sind die Texte verhandelbar - was die Länge betrifft oder wie man einen Titel ausstattet", erklärt der Creative Director. "Aber ich kann ja nicht bei Lukas oder Matthäus nachfragen." Und trotzdem haben Wurm und Volleritsch es durchgezogen - bereits vor zehn Jahren. In den vergangenen Jahren sind sie mit zwei anderen Projekten beschäftigt gewesen - nicht minder komplexen Texten, aber nicht ganz so weitreichend in der Wirkung. Sie brachten sowohl das deutsche Grundgesetz als auch die österreichische Verfassung in Magazinform heraus.
Theater zum Blättern
Im Zuge der Aufmerksamkeit interessierten sich auch wieder mehr Menschen für das Bibel-Magazin, also eigentlich das Neue Testament als Magazin. Ein Neudruck kam nicht in Frage, da sich in der Zwischenzeit die Einheitsübersetzung geändert hatte. Also machte das Verlagsteam - bestehend aus nur drei Personen, Volleritsch, Wurm und Michaela Pernegger - einen kompletten Neustart. Den Text bekamen sie als Lizenz vom Bibelwerk und Volleritsch steckte 700 Arbeitstunden hinein, sich die Evangelien und Co so anzueignen, dass er sie in eine neue, leserfreundliche Form gießen konnte. Das passiert in "Das Neue Testament als Magazin" vor allem durch typographische Aufbereitung. "Wir sehen das auch wie eine theatralische Inszenierung. Wenn jemand auftritt, wird er lauter. Wir haben uns etwa entschieden, dass, wenn der Name Jesus zum ersten Mal vorkommt, er wirklich ganz groß da steht." Die Hervorhebungen führen nicht nur dazu, dass man bekannte Zitate schnell findet, sondern auch zu einer neuen Form des Lesens: "Man bleibt bei den Kernsätzen hängen und arbeitet sich dann rundherum."

Auch die Fotos strukturieren den Text. Sie stammen aus dem Film "Jesus cries" von Brigitte Maria Mayer. Er holt das Neue Testament in die Gegenwart: "Da kommt dann statt römischen Soldaten ein Sondereinsatzkommando", so Volleritsch. Zur Abrundung des Magazinösen gibt es am Ende des Hefts - das man kaum so nennen kann bei 350 Seiten und einem Kilo Gewicht - einen Infografikteil. Der widmet sich zum Beispiel in einer hochinteressanten Grafik den Frauen, die im Neuen Testament eine Rolle spielen. Es sind ziemlich viele.

"Das Neue Testament" ist ein einzigartiges Projekt - was Volleritsch überraschte, gibt es doch die Bibel in jeder vorstellbaren Version weltweit. Nur einer hatte jemals eine ähnliche Idee: "In Schweden hat einer nur das Lukas-Evangelium herausgegriffen und wie eine Gala oder Bunte gestaltet."