Wien. Die Concordia-Preise für außerordentliche publizistische Leistungen sind nun im Parlament verliehen worden. Dabei ließ vor allem Dieter Bornemann, Preisträger in der Kategorie Pressefreiheit für seine Funktion als Vorsitzender des ORF-Redakteursrates, mit kritischen Worten aufhorchen. Er warnte vor einer Besetzung wichtiger ORF-Führungspositionen nach "politischer Farbenlehre" und forderte eine Reform des Stiftungsrats.

Bornemann wurde der Preis für seine Bemühungen um die Unabhängigkeit des ORF verliehen. "Er verteidigt die ORF-Journalisten couragiert gegen ungerechtfertigte Angriffe von außen wie von innen, und zwar ohne Rücksicht auf seine persönliche Karriere", begründete Heide Schmidt, Juryvorsitzende des vom Presseclub Concordia verliehenen Preises die getroffene Wahl.

Journalismus unter Druck

Seine "große Freude" über die Auszeichnung sei getrübt durch Ärger über die heimische Medienpolitik, sagte Bornemann in seiner Dankesrede. Wirtschaftlicher Druck lasse Redaktionen ähnlich wie Gletscher schmelzen, während gleichzeitig eine "Flutwelle" an Propaganda und PR von Ministerien, Parteien und Unternehmen sie mit ihrem Spin überschwemme. Statt offener Pressekonferenzen gebe es häufig Hintergrundgespräche, zu denen selektiv eingeladen werde. Bei Interviews werde man für kritische Fragen angeblafft und rasch als "Feind" angesehen, der vom Informationsfluss abgeschnitten werde, so Bornemann.

Ein "profil"-Team bestehend aus Außenpolitik-Ressortleiter Robert Treichler, Emran Feroz und Sayed Jalal Shajjan wurde in der Kategorie Menschenrechte für ihre Reportage "Der Mann aus Nirgendwo" ausgezeichnet. Darin wird die Geschichte eines Flüchtlings namens Yusuf erzählt, dessen Identität und Herkunft ungeklärt sind.